Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!
WissenschaftspolitikÖGMBT-Präsident Lukas A. Huber über den seiner Ansicht nach mangelnden Stellenwert der Grundlagenforschung und der universitären Forschung im Regierungsprogramm CR: FWF Präsident Klement Tockner sagte sinngemäß, die Regierung habe gute Pläne. Deren Umsetzung müsse finanziert werden. Er sei aber zuversichtlich, dass das durch das geplante Forschungsfinanzierungs gesetz erfolgen wird. LH: Bis jetzt habe ich nur gesehen, dass der FWF immer zu wenig Geld bekommt und dass jetzt im Vorfeld der neuen Regie-rungsbildung die Nationalbank aus diesem wichtigen strategischen Förderungsfeld abberufen wurde. Ich habe mich als Präsi-dent der ÖGMBT und als Vizepräsident des Verbandes der Wissenschaftlichen Gesell-schaften Österreichs (VWGÖ) an die Nati-onalbank und an die Regierung gewandt. Das Echo war null. Ich habe nicht einmal einen Brief zurückgekriegt. CR: Wie viel Geld entgeht Ihnen durch den Rückzug der Nationalbank? LH: Rund 15 Millionen Euro pro Jahr. Aber das war auch schon unterdotiert. Vielleicht braucht der FWF zusätzlich zum Budgetplan noch 80 oder 100 Millionen Euro, um über Jahre hinweg Netzwerkprogramme und Ähnliches ausreichend fördern zu können. Man spricht immer von Exzellenz-programmen. Aber ohne breit angelegte Basisfinanzierung für die Grundlagen-forschung ist das ein Potemkinsches Dorf. Irgendwann einmal kracht das zusammen.Der FWF braucht ausreichend Geld, um vernünftige Förderquoten bieten zu können. Derzeit sind…
Mikroorganismen im AgrareinsatzDer Einsatz von Bakterien und Pilzen zur Unterstützung von Nutzpflanzen liegt im Trend. Obwohl viele Grundlagen erst erforscht werden müssen, wächst die Zahl der Produkte auf dem Markt stetig an. Bereits zum dritten Mal fand von 2. bis 5. Dezember in Wien die Konferenz „Micrope“ (die Eigenschreibweise „miCROPe“ macht das Wortspiel mit den englischen Ausdrücken „microbe“ für Mikroorganismus und „crop“ für Feldfrucht noch deutlicher) statt. Die Orangerie von Schloss Schönbrunn wurde damit erneut zum Treffpunkt von Experten aus aller Welt, die sich mit dem Einsatz von Mikroorganismen in der Landwirtschaft beschäftigen. „Wir konnten mehr als 300 Teilnehmer aus 33 Ländern begrüßen“, erzählt Angela Sessitsch, die Erfinderin der Konferenz und Leiterin des Organisationskomitees. Die Veranstaltung unter-scheidet sich von vielen wissenschaftlichen Fachkongressen durch ihr innovatives Konzept: Sie will eine Brücke zwischen der Erforschung der (molekular-)biologischen Grundlagen der Wechselwirkungen zwischen Bakterien, Pilzen und Pflanzen und ihrer wirtschaftlichen Nutzung schlagen. „Es gibt viele Kongresse, die sich nur mit Wissenschaft oder nur mit Anwendungen beschäftigen. Aber diese Verbindung hat gefehlt“, sagt Sessitsch, die die Competence Unit Bioresources am Austrian Institute of Technology (AIT) leitet. Co-Veranstalter der Konferenz ist daher auch die ÖGMBT, die einen solchen Brückenschlag als eine ihrer Grundideen verfolgt. Entsprechend weit…
Mikrobiologen warnen vor weitreichenden ZusammenhängenIn einem „Consensus Statement“ haben führende Mikrobiologen auf die weitreichenden Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Mikroorganismen hingewiesen. Die ÖGMBT unterstützt den Vorstoß. In der Mikrobiologie ist in den vergan-genen 30 Jahren keine Stein auf dem anderen geblieben: Als Carl Woese und seine Kollegen 1987 ihre grundlegende Pu-blikation zur bakteriellen Evolution veröf-fentlichten, listeten sie darin zwölf Grup-pierungen („Phyla“, wie man das in der biologischen Systematik nennt) auf, heute sind mehr als 100 bekannt. Dazu haben vor allem die Methoden der Genomik und Metagenomik (also die Analyse der DNA ei-nes Lebensraums, die erst im Nachhinein bestimmten Arten zugeordnet wird) beigetragen, die zeigten, dass die Keime, die in der sprichwörtlichen Petrischale kultiviert werden können, nur ein kleiner Bruch-teil dessen sind, was als Mikroorganismen in den Habitaten dieser Welt vorhanden ist. Ähnliches gilt, vor allem für das letzte Jahrzehnt, auch für die zweite Gruppe pro-karyotischer Lebewesen, die Archaeen. Dazu kommen vielfältige Formen eukary-otischer Einzeller, von den zu den Pilzen gehörenden Hefen bis zum marinen Phytoplankton. Mikroorganismen bewohnen jedes erdenkliche Ökosystem dieser Erde, ihre Lebensgemeinschaften mit höheren, mehrzelligen Lebewesen sind essenziell für deren Funktionieren (siehe dazu auch die Coverstory zu Pflanzenmikrobiomen auf Seite 30). Die biologische Welt dessen, was kleiner als 50…
Medizinische Forschung sorgt sich um Nationalbank Jubiläumsfonds
on 23 January, 2020
Dass die Österreichische Nationalbank ihren „originären Jubiläumsfonds“ neu ausrichten und auf „notenbankenrelevanten Fragestellungen“ einengen will, sorgt für Bestürzung in der Wissenschafts-Community. Der Grundlagenforschung würde eine wichtige Finanzierungssäule wegbrechen. Im Oktober ging ein Aufschrei durch die Wissenschaftslandschaft: In einer Aussendung verkündete die Österreichische Nationalbank (OeNB), den sogenannten „originären Jubiläumsfonds“, der in den vergangenen Jahren zwischen drei und sechs Millionen Euro in die Förderung von medizinischer, sozial- und geisteswissenschaftlicher Forschung gesteckt hatte, völlig neu auszurichten. Ab 2020, war da zu lesen, sollen die von dem Fonds geförderten Projekte „im Rahmen originärer Untersuchungen den Stand der Forschung in notenbankenrelevanten Fra-gestellungen unter besonderer Berücksichtigung kommunizierter Schwerpunkte behandeln“. Notenbankenrelevante Frage-stellungen? Das klingt nicht nach medizinischer Forschung, auch nicht nach Geis-teswissenschaften. Nicht die genannten Wissenschaftsdisziplinen, sondern der inhaltliche Bezug zu 19 Themenclustern soll künftig das Kriterium der Förderbarkeit darstellen. Die Rolle von Zentralbanken, Geldpolitik oder Finanzmarktstabilität war da genannt, ebenso Investitionsstra-tegien, europäische Wirtschaftsintegration oder Fragen des Arbeitsmarkts, auch aus-gewählte Themenstellungen der Rechts-, Sozial- und Geisteswissenschaften, aber nur dann, wenn dabei Fragen der Wirtschafts- und Standortpolitik besondere Be-rücksichtigung finden.Für die medizinisch orientierte For-schung würde das einen herben Rück-schlag bedeuten. In einem geharnischten Brief an das Direktorium und den Vorsit-zenden des Generalrats der Nationalbank brachten die Präsidenten von…