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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Biowissenschaftsstandort Graz

on 23 January, 2020

Es ist eine Ehre, die österreichischen Forschern nur selten zuteilwird: Im Mai wurde der Grazer Biochemiker
Rudolf Zechner in die US-amerikanische „National Academy of Science“ aufgenom-men. Damit würdigte eine der renommier-testen wissenschaftlichen Vereinigungen der Welt seine Arbeiten auf dem Gebiet der Lipolyse – dem Abbau von Fettmole-külen im Inneren von Zellen. Zechners bedeutendste Entdeckung war dabei, dass das Enzym „Adipose Triglyceride Lipase” (ATGL) der vorrangig tätige molekulare Akteur beim ersten Schritt dieses Abbaus ist. Seither stehen die Regulation des Fett-stoffwechsels und ihr Zusammenhang mit den molekularen Mechanismen der Entstehung von Krankheiten (Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs) im Mittelpunkt der Arbeit seiner Forschungs-gruppe am Institut für Molekulare Bio-wissenschaften der Uni Graz. Zudem ist Zechner Direktor von „BioTechMed“, einer Initiative, die die Forschungskompeten-zen der drei naturwissenschaftlich tätigen Grazer Universitäten (Universität Graz, TU Graz und Medizinische Universität Graz) bündeln und vernetzen will. Aus dem Programm werden auch „Young Researcher Groups“ finanziert, über die vielverspre-chende Postdocs ihre eigene Gruppe auf-bauen können.
Die Erforschung des Lipid-Metabolis-mus hat in Graz eine jahrzehntelange Tradition und ist heute an allen drei Unis ver-treten. Allein am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz lassen sich zehn Forschungsgruppen diesem Schwer-punkt zuordnen. Das Forschungsfeld „Lipide“ der Medizinischen Universität hat 33 wissenschaftliche Partner. Im Rahmen von BioTechMed wird das Leuchtturm-projekt „Lipases and Lipid Signaling“ mit Dagmar Kratky und Robert Zimmermann als Principal Investigators vorangetrieben. Nicht ganz unabhängig davon ist die Erfor-schung der molekularen Grundlagen von Alterungsprozessen, die in Graz ebenfalls gut vertreten ist. Internationale Beachtung fanden dabei insbesondere die Arbeiten von Frank Madeo, der herausfand, dass die zeitweise Reduktion der Kalorienzu-fuhr („Fasten“) und die Verabreichung des Polyamins Spermidin zur Erreichung eines höheren Alters beitragen können.

Erfolgreiche Kompetenzzentren
Für einen wichtigen Zweig der Grazer Forschung stehen auch die Arbeiten von Thomas Pieber, der an der Universitätskli-nik für Innere Medizin und bei Joanneum Research zum Zusammenhang zwischen Endokrinologie und Stoffwechselerkran-kungen, vor allem Diabetes, forscht. Die Kompetenz auf dem Gebiet diagnostischer Biomarker wurde 2015 ins Kompetenzzen-trum „CBmed“ eingebracht.
Eine lange Tradition hat am Wissen-schaftsstandort Graz auch das Engineering von Enzymen und mikrobiellen Wirtszel-len im Hinblick auf deren industrielle Nut-zung. Die Biokatalyse-Kompetenz wurde 2010 ins K2-Zentrum ACIB eingebracht, das österreichweit die angewandte Forschung auf dem Gebiet der industriellen Biotech-nologie vernetzt. Die Etablierung eines Kompetenzzentrums gelang mit dem RCPE aber auch auf dem Gebiet der Pharmazeu-tischen Technologie.

Doktoratskolleg als Spiegel des Standortprofils
Die in Graz angebotenen Doktorats-kollegs spiegeln dieses Forschungsprofil wider:
Innerhalb des 2019 aufgelegten „FWF-doc.funds“-Programms werden die Dokto-randenprojekte „Molecular Metabolism“ (Institut für Molekulare Biowissenschaf-ten) und das von Robert Kourist (TU Graz) koordinierte „Catalox“ (steht für „Catalytic mechanisms and Applications of Oxidore-ductases“) finanziert. An der Meduni Graz sind die vom FWF geförderten PhD-Programme „Molecular Medicine“, „Metabolic and Cardiovascular Disease“ sowie „Mole-cular Fundamentals of Inflammation“ angesiedelt. Das Doktoratskolleg „Metabo-lic and Cardiovascular Disease“ vernetzt die Forschungsaktivitäten aller drei Grazer Universitäten miteinander.
Harald Pichler, Forschungsgruppenlei-ter am Institut für Molekulare Biotechnolo-gie der TU Graz, verbindet in seinem Wer-degang mehrere Grazer Schwerpunkte: „Ich komme aus der Lipidforschung, habe aber nach dem Postdoc in die Industrielle Biotechnologie gewechselt“, sagt Pichler. Auch hier ist aber das Engineering von Enzymen und mikrobiellen Wirtszel-len im Hinblick auf die Optimierung des Lipid-Stoffwechsels eines seiner Arbeits-gebiete. Vor rund einem Jahr hat er die Zweigstellenleitung Süd der ÖGMBT über-nommen. „Ich verstehe mich als Vermitt-ler, der die Leute einlädt, bei der ÖGMBT mitzumachen und ihre Stärken zu nut-zen“, definiert Pichler seine Aufgabe. Dem soll auch die Programmgestaltung der ÖGMBT-Tagung, die 2020 in Graz stattfin-den wird, dienen: „Mein Ziel ist es, eine möglichst große Bandbreite an Biowissen-schaften thematisch anzusprechen.“

Original Kolumne im Chemie Report 05/2019