Nach zwei Jahren hält die Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie ihre Jahrestagung wieder „live“ ab. Das Programm ist reichhaltig, die „Location“ brandneu. Als Vorveranstaltung findet erstmals die Life Science Career Fair statt.
Vom Abend des 19. bis einschließlich 22. September findet in Wien die heurige Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT) statt. Und die Vorbereitungen sind weit gediehen, berichtet Michael Sauer, der wissenschaftliche Leiter der Tagung, im Hauptberuf Professor am Institut für Mikrobiologie und Mikrobielle Biotechnologie der Universität für Bodenkultur. In insgesamt 15 Sessions geht es auch heuer wieder um die Schwerpunkte Biotechnologie und synthetische Biologie, Zellbiologie und Immunologie sowie Krebsforschung/Onkologie. Zwei Sessions fokussieren auf Pflanzenbiologie und Pflanzenbiotechnologie. Auch die Mikrobiologie ist prominent vertreten: Bei einer Session in Zusammenarbeit mit der International Bioprocessing Association am 22. September etwa geht es um industrielle Mikrobiologie. Eine der Sessions zur Mikrobiologie leitet Stefan Pflügl von der Technischen Universität Wien, der heuer einen der START-Preise des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gewann.
Gerade die Pflanzenbiotechnologie und die industrielle Mikrobiologie spielen laut Sauer eine wesentliche Rolle beim Einsatz biotechnologischer Verfahren zur Bewältigung des Klimawandels, ein Thema, das im Rahmen der Jahrestagung ebenfalls ausführlich behandelt wird. „Die Pflanzen sind hervorragende CO2-Fixierer und helfen damit maßgeblich, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in Grenzen zu halten. Die industrielle Mikrobiologie wiederum bietet Möglichkeiten, eine Reihe von Produkten mit minimalen Treibhausgasemissionen zu erzeugen“, erläutert Sauer. Mit den diesbezüglichen Sessions deckt die ÖGMBT-Jahrestagung die gesamte Palette von den Rohstoffen bis zu den Fertigwaren ab: „Und erfreulicherweise wird zu all diesen Themen gerade auch in Österreich geforscht.“
Endlich wieder „live“
Erstmals nach zwei Jahren findet die Tagung heuer wieder „live“ statt. Entsprechend groß ist das Interesse, berichtet Sauer: „Die Leute freuen sich auf die Konferenz, die sehr breit angelegt ist und ermöglicht, über den Tellerrand hinauszuschauen. Junge Wissenschaftler können ihre Arbeiten erstmals vor einem umfangreichen Publikum präsentieren. Die Rückmeldungen sind daher sehr gut.“ Insgesamt rechnen Sauer und seine Kollegen mit rund 400 Teilnehmern. Eine Reihe von Anmeldungen ist bereits eingelangt. Um ausreichend Gelegenheit für persönliche Gespräche zu bieten, sind nicht zuletzt die Mittagspausen vergleichsweise lang ausgelegt. Der Nachmittag des 21. September widmet sich mehreren Doktoratskollegien. „Das ist sehr wichtig, weil diese Kollegien zeigen, was in Österreich in der Doktoratsausbildung geschieht“, erläutert Sauer. Nicht zuletzt dem Networking dienen auch die täglichen Poster Sessions. Und am ersten Abend der Konferenz widmet sich der Auftritt eines Künstlers der Frage, wie sich Kommunikation und Networking in der wissenschaftlichen Community verbessern lassen. „Die Details sind noch in Ausarbeitung. Aber das verspricht, äußerst spannend zu werden“, konstatiert Sauer. Infolge der COVID-19-Pandemie wurden etliche Veranstaltungen in den vergangenen beiden Jahren verschoben. Im Herbst ist nunmehr mit einer wahren „Tagungswelle“ zu rechnen. Als eine der Herausforderungen erwies sich daher das Auffinden eines geeigneten Ortes für die Abhaltung der Konferenz. Fündig wurden Sauer und das Team der ÖGMBT schließlich an prominenter Stelle, dem neu eröffneten University of Vienna Biology Building (UBB) im Vienna BioCenter an der Ecke Schlachthausgasse – Carl-Djerassi-Platz im dritten Wiener Gemeindebezirk.
Großen Wert legt die ÖGMBT gerade heuer auf ihr Angebot für die Sponsoren. Für sie gibt es die fast schon „traditionelle“ Ausstellung, bei der sie ihre Produkte und Dienstleistungen präsentieren können. Um die Konferenzteilnehmer zum Kontakt mit den Ausstellern zu animieren, veranstaltet die ÖGMBT ein Quiz. Die Antworten auf die Fragen können die Teilnehmer an den Ständen der Sponsoren erhalten. So ergeben sich Gelegenheiten für Gespräche mit den Vertretern der Unternehmungen. Ferner haben die Sponsoren die Möglichkeit, zu „Lunch Talks“ einzuladen und dort auf ihre Angebote aufmerksam zu machen.
Karrieremesse am Vortag
Als Vor-Event zur Jahrestagung veranstaltet die ÖGMBT ihre neue „Life Science Career Fair“, die erste Karrieremesse Österreichs im Bereich der Life Sciences. Das reichhaltige Programm läuft von 10 Uhr bis 17:30 Uhr und befasst sich mit Berufsmöglichkeiten im akademischen ebenso wie im industriellen Bereich. Neben Employer Pitches der vertretenen Aussteller steht laut Projektleiterin Alexandra Khassidov nicht zuletzt eine Reihe von Workshops auf dem Programm. Diese befassen sich unter anderem mit dem Thema Karriereplanung und mit dem professionellen Erstellen von Lebensläufen. Einige Aussteller, wie z. B. Boehringer Ingelheim, Takeda sowie das St. Anna Children’s Cancer Research Institute (CCRI), werden im Rahmen der Employer Workshops auch organisationsinterne Einblicke zu den Karrieremöglichkeiten, Berufsbildern und Tipps für die eigenen Bewerbungen geben.
Weitere Aussteller sind unter anderem Ribbon Biolabs, DSM, SAN Group Hookipa, Phoenestra, Evercyte, TAmiRNA, Bartelt, RCPE sowie Arkeon Biotechnologies.
Eine Besonderheit ist auch die Möglichkeit der Teilnehmer, ihren CV im Rahmen der kostenfreien Registrierung zur Karrieremesse in den sogenannten TALENT POOL hochzuladen. Registrierte Aussteller haben im Vorfeld zur Veranstaltung Zugang zum TALENT POOL und können Kandidaten zum Interview oder für ein Feedback am 19. September in die INTERVIEW AREA im ruhigeren Teil abseits des Ausstellerbereichs, einladen. Der TALENT POOL ist bis Ende Oktober geöffnet und beinhaltet neben CVs und Kontaktdaten auch den direkten Link zum angegebenen LinkedIn Profil der Kandidaten. Falls noch nicht vorhanden, wird die Erstellung eines LinkedIn-Profils ausdrücklich empfohlen, da dies eine nicht mehr wegzudenkende Plattform für die Recruiter geworden ist, so Khassidov. „Wenn sie Bewerbungen bekommen, informieren sie sich oft auf LinkedIn über die betreffenden Personen“, erläutert Khassidov. Die Unternehmen und Institutionen, die sich auf der Career Fair vorstellen, erhalten eine elektronische Teilnehmerliste, über die sie potenzielle künftige Beschäftigte kontaktieren können. Zu den Partnern der Veranstaltung gehört das Austrian Center of Biotechnology (ACIB). „Wir sind davon überzeugt, dass eine auf den Life-Science-Bereich spezialisierte Karrieremesse in Österreich eine dringend erforderliche Brücke zwischen Talenten, erfahrenen Wissenschaftlern und Arbeitgebern bauen kann, damit hoch qualifizierte Arbeitskräfte ihr Perfect Match am Arbeitsmarkt finden können und umgekehrt“, heißt es seitens ACIB. Ein exklusives Angebot steht den ÖGMBT-Mitgliedern unter den Teilnehmern zur Verfügung: der CV Check, der auch in den vergangenen Jahren bei den Jahrestagungen angeboten wurde. In diesem Rahmen bespricht Gisela Zechner von den life-science Karriere Services mit ihnen ihren Lebenslauf und zeigt, wie dieser – nicht zuletzt inhaltlich – noch besser gestaltet werden kann.
Beworben wird die Career Fair auch auf europäischer Ebene. Dies erfolgt mithilfe der wissenschaftlichen Gesellschaften, in denen die ÖGMBT Mitglied ist. Khassidov zufolge zeigte sich bei den vergangenen Jahrestagungen zunehmendes Interesse von Personen aus dem Ausland: „Wir denken daher, dass auch die Career Fair für Wissenschaftler und Studenten aus anderen Ländern interessant sein könnte, die sich die Life-Science-Landschaft in Österreich anschauen möchten. Und wir würden gerne Österreich als spannende Arbeits-Location bewerben.“
Der Abschluss der Career Fair ist zugleich der Auftakt der Jahrestagung: Es handelt sich um die feierliche Verleihung der Life Science Awards Austria 22 unter Beteiligung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW). Zu dieser sind auch die Teilnehmer der Karrieremesse eingeladen. „So bekommen sie einen Einblick in die Tagung und können die TopWissenschaftler der Zukunft sowie deren Arbeit kennenlernen“, resümiert Khassidov.
Im Anschluss steht dann bei der Party Networking am Programm. Die Registratur zur Life Science Career Fair begann Anfang August.
www.oegmbt.at/events/annual-meeting
www.oegmbt.at/events/life-science-career-fair
Published in Chemiereport 05/2022