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Michael Sauer, der neue Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT), über die Schwerpunkte  seiner Tätigkeit und die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung für die Gesellschaft

 

CR: Sie sind seit Jahresbeginn neuer Präsident der ÖGMBT. Was sind  die wichtigsten Schwerpunkte  Ihrer Tätigkeit?
Zwei Punkte sind mir besonders wichtig. Erstens: Die Herausforderungen, die sich uns stellen, verlangen nach Kooperation und Gemeinschaft. Die ÖGMBT ist im Bereich der Biowissenschaften und der Life Sciences ein wesentlicher Akteur. Aber es gibt eine Reihe weiterer wissenschaftlicher Gesellschaften. Da möchte ich für mehr Zusammenarbeit eintreten. Wissenschaftsskepsis beispielsweise ist ein Thema, dem sich alle Einrichtungen stellen müssen. Es wäre günstig, sich besser zu koordinieren. Auch thematisch gibt es Überlagerungen. Der Biochemie etwa kann man sich von der Biologie her nähern, also von der Seite der ÖGMBT, aber auch von der Chemie her, also von der Seite der Österreichischen Chemischen Gesellschaft (GÖCH). Auch diesbezüglich möchte ich gerne stärker zusammenarbeiten und schauen, wo wir gemeinsame Interessen haben. Grundsätzlich ist es mir ein Anliegen, Gräben zu überbrücken. Ich bin ja aus dem Universitätsbereich in die Industrie gewechselt. Im Bereich Biowissenschaften und Life Sciences braucht man die Academia ebenso wie die Start-ups und die große Industrie. 


CR: Sie sprachen von einem zweiten Schwerpunkt …
Das ist der Nachwuchs. Die Gesellschaft ändert sich. Um uns als ÖGMBT richtig aufzustellen, brauchen wir junge Leute. Da geht es nicht nur um die Nachwuchsförderung, sondern auch darum, junge Vertreterinnen und Vertreter der Biowissenschaften in die Entscheidungsstrukturen der ÖGMBT besser einzubinden. Das bedeutet beispielsweise, Personen in den Vorstand zu kooptieren. Mein Nachfolger als Zweigstellenleiter Ost, Felix Sternberg, war bisher Leiter der ÖGMBT-YLSA. 


CR: Möchten Sie die ÖGMBT­YLSA generell aufwerten?
Ja. Wissenschaftliche Gesellschaften stehen oft vor folgendem Problem: Wir „Alten“ haben meistens fixe berufliche Positionen. Und wenn wir uns in Vertretungsorganen engagieren, können wir das lange Zeit machen. Bei jungen Leuten ist das anders, etwa, wenn sie eine PhD-Stelle haben. Wenn ihr Vertrag nach einigen Jahren ausläuft, wechseln sie die Stelle und damit häufig den Arbeitsort, und damit verliert man sie wieder. Wir müssen daher eine Struktur schaffen, damit dann keine große Leere entsteht. Wir brauchen Kontinuität. 


CR: Wie wollen Sie diese erreichen?
Zunächst einmal plane ich, meinen Kontakt zu den ÖGMBT-YLSA-Vertreter:innen in den verschiedenen Zweigstellen zu intensivieren. Diese sind gut vernetzt. Es gibt ein monatliches Treffen, das auch online stattfinden kann. Da möchte ich zumindest gelegentlich gerne teilnehmen, um zu erfahren, wie das Präsidium den Nachwuchs unterstützen kann, und deren Anliegen im Vorstand einbringen. 


CR: Bedeutet das auch, die Strukturen der ÖGMBT zu verändern?
Nein. Wir sind sehr gut aufgestellt. Das Office um Alexandra Khassidov ist die „Seele“ der ÖGMBT. Es hält das Schiff in Betrieb, der Vorstand und das Präsidium legen den Kurs fest. 


CR: Was sind die wichtigsten Anliegen der ÖGMBT an die Forschungspolitik?
Ich kann nicht aus dem Ärmel heraus für die ÖGMBT sprechen, sondern nur für mich. Aber klar ist: Die Wissenschaft ist eine der Grundlagen unserer Gesellschaft, unseres Fortschritts und unseres Wohlstands. Deswegen ist für uns ein wissenschaftsfreundliches gesellschaftliches Klima sehr wichtig, und zwar auf allen Ebenen. Natürlich geht es um Forschungsförderung, aber ebenso um die Ausbildung. Verbesserungswürdig ist in Österreich die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an die Wissenschaft und die Vermittlung des Werts von Wissenschaft. Auch bei der Förderung für die Startups ließe sich einiges tun. 


CR: Die Förderung der Grundlagen­forschung war Ihren Vorgänger:innen  stets ein großes Anliegen.
Die Grundlagenforschung ist essenziell. Einerseits bringt sie uns in der Erkenntnis weiter, andererseits ist sie eben die Grundlage für die angewandte Forschung. Wer angewandte Forschung betreiben will, kommt um solide wissenschaftliche Grundlagen nicht herum. Der Punkt hier ist: Wer finanziert was? Um die angewandte Forschung sollten sich verstärkt die Unternehmen kümmern, idealerweise in public private partnerships, weil sie davon profitieren. Die Grundlagenforschung dagegen ist eine gesellschaftliche und damit staatliche Aufgabe. Und da gibt es sicher Verbesserungsbedarf. 


CR: Ist der Politik die Bedeutung der Grundlagenforschung zu wenig klar?
Die Förderung der Grundlagenforschung ist ein Bereich, in dem manche Politiker Einsparungen für leicht möglich halten. Was sie dabei übersehen, ist: Wer hier spart, trocknet auf längere Sicht die angewandte Forschung aus, weil Erkenntnisse fehlen, die sich anwenden ließen. 


CR: Wie lässt sich der Nutzen der Grund­lagenforschung besser vermitteln?
Das ist nicht zuletzt eine Aufgabe der Forschenden selbst. Wir sind der Gesellschaft schuldig, ihr zu erklären, was wir tun und welchen Wert das hat. Da kann die ÖGMBT als eine Art Anlaufstelle eine Rolle spielen. Wenn sich jemand aus der Politik für eine bestimmte Thematik interessiert, könnte er sich an uns wenden, und wir würden dann eine Ansprechperson vermitteln. 


CR: Sie sagten vor einiger Zeit, bis zum Proof of Concept einer Technologie bekomme die Forschung Geld für ihre Arbeit. Kurz vor der Marktreife der  betreffenden Technologie wiederum seien industrielle Unternehmen bereit, sich finanziell zu beteiligen. Aber dazwischen klaffe das berühmte „Valley of Death“.  Hat sich daran etwas geändert?
Leider zu wenig. Es gibt einzelne Initiativen und Förderschienen. Aber grundsätzlich ist das immer noch ein großes Problem. Pilotanlagen sind vergleichsweise teuer, bringen aber keinen unmittelbaren wirtschaftlichen Nutzen. Deswegen schreckt die Industrie davor zurück, sie zu finanzieren. Daher müsste auf politischer Ebene angesetzt werden. Auf EU-Ebene beispielsweise gibt es „Joint Undertakings“, Unternehmen, an denen sich die öffentliche Hand beteiligt. So etwas könnte auch in Österreich sinnvoll sein. Zurzeit ist unsere Wirtschaftsweise im Wesentlichen erdölbasiert. Wenn wir den Green Deal der EU ernst nehmen und bis 2050 klimaneutral werden wollen, dann kann ich mir das technisch vorstellen. Wirtschaftlich ist es schwieriger, denn man braucht immense Investitionen. Viele Infrastrukturen werden künftig nicht mehr benötigt, dafür aber andere. Und diese neuen Infrastrukturen können jetzt – so lange es vergleichsweise billiges Erdöl gibt – noch keinen Gewinn bringen, später aber durchaus. Das heißt aber auch, entsprechende Investitionen sind unattraktiv. Es ist immer wieder von „Brückentechnologien“ die Rede. Aber die „Brücken“ führen derzeit nirgendwo hin. Die Industrie sagt verständlicherweise: Warum soll ich in etwas investieren, das mir innerhalb der kommenden fünf Jahre kein Geld bringt? Wenn dann aber der Punkt kommt, an dem wir kein Erdöl mehr einsetzen wollen, werden wir die Investitionen nicht oder zu spät getätigt haben. Und das ist etwas, wo ich Handlungsbedarf sehe. Das ist eine gesellschaftliche Frage, wo wir uns überlegen müssen, wie wir damit umgehen.

CR: Die Politik muss sparen, Stichwort  Defizitverfahren der EU: Befürchten Sie Kürzungen bei der Forschungsförderung?
Ich hoffe, dass man davon abgehen wird. Bei der Forschung zu sparen, wäre das Falscheste, was man tun könnte. Wir brauchen gerade jetzt mehr denn je Forschung, um etwas ändern zu können. Wir stehen vor größten Herausforderungen, sei es im medizinischen Bereich, sei es hinsichtlich der Alterung der Gesellschaft, sei es, was den Klimawandel anlangt. Das müssen wir adressieren. Und dazu brauchen wir Forschung, und zwar dauerhaft. Es hat keinen Sinn, jetzt die Stopptaste zu drücken. 


CR: Befassen Sie sich mit solchen Fragen auch in Ihrer Tätigkeit bei der OMV, deren Abteilung Biotechnologie Sie leiten?
Ja. Im Grunde genommen mache ich dort dasselbe wie vorher auf der Universität für Bodenkultur. Mein Arbeitsfeld ist die industrielle Mikrobiologie, die Herstellung von nachhaltigen Rohstoffen und Chemikalien mithilfe von Mikroorganismen. Und die OMV hat eine sehr ambitionierte Strategie. Sie will bis 2050 klimaneutral werden und hat dazu unter anderem das Department für Biotechnologie gegründet, das ich seit Mitte 2023 leite. Es geht mir insbesondere um Umsetzung. Ich würde gerne etwas bauen, womit etwas produ-ziert wird. Die OMV hat eine Strategie, die das ermöglicht. 


CR: Wie sieht es mit der internationalen Vernetzung aus, Stichwort EU­Ebene, wo wir seit einiger Zeit eine neue Kommission haben?
Die ÖGMBT vernetzt sich international. Wir sind Mitglied in der Federation of European Biochemical Societies (FEBS). Ich selbst bin seit Jänner im Board of Directors der Federation of European Microbiological Societies (FEMS), bei der es um die Vernetzung im Bereich der mikrobiologischen Forschung geht. Viele Ansätze und Initiativen in anderen europäischen Ländern sind sehr erfolgreich. Organisationen wie FEMS können als Drehscheiben und Multiplikatoren wirken. Wir brauchen Projekte wie den Green Industrial Deal. Diesbezüglich gibt es durchaus Kräfte, die uns unterstützen. Natürlich wird die EU in unterschiedliche Richtungen gezogen. Organisationen wie FEBS und FEMS können in die richtige Richtung wirken. 


CR: Wie soll die ÖGMBT am Ende Ihrer Präsidentschaft aussehen?
Sie soll jung, dynamisch und gut vernetzt in der österreichischen Forschungslandschaft sein. Das würde ich mir wünschen.  

https://oegmbt.at/about/vorstand

Published in Chemiereport 01/2025

The FEMSmicro Monthly: January

Tuesday, 28 January 2025 11:47
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Michael Sauer wird Präsident

Thursday, 19 December 2024 11:59

Michael Sauer, Head of Biotechnology bei der OMV, wurde kürzlich zum Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechno-logie (ÖGMBT) für die Legislaturperiode 2025–2026 gewählt. Sauer (vormals BOKU) war zuvor 1. Vizepräsident sowie Zweigstellenleiter Ost der ÖGMBT. Als Präsident folgt er Viktoria Weber, der künftigen Rektorin der Universität für Weiterbildung Krems (vormals Donau-Uni). In der ÖGMBT hat Weber ab 2025 turnusgemäß die Funktion der 2. Vizepräsidentin inne. Zum 1. Vizepräsidenten wurde Harald Pichler vom Institut für molekulare Biotechnologie der Technischen Universität Graz gewählt. Kassier bleibt Joa-chim Seipelt, der Chief Business Officer von Bluesky Vaccines.

Ferner wählte die ÖGMBT mehrere Personen neu in ihren Vorstand. Es handelt sich um Johanna Gostner von der Medizinischen Universität Innsbruck, die die Zweigstelle West der ÖGMBT leitet und die kommende Jahrestagung in Innsbruck organisiert, Tobias Eisenberg von der Universität Graz, Matthias Farlik-Födinger von der Medizinischen Universität Wien, Tanja Kostic vom Austrian Institute of Technology (AIT), Evelyne Selberherr von der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Isabella Derler von der Johannes-Kepler-Uni Linz. Das Jungforschernetzwerk der ÖGMBT (Young Life Scientists Austria, YLSA) ist im ÖGMBT-Vorstand künftig durch Lydia Riepler von der MedUni Innsbruck vertreten.

 Published in Chemiereport 08/2024

 

Wissenschaftlicher Austausch und Gemeinschaftserlebnis – keiner der beiden Aspekte kam bei der ÖGMBT-Jahrestagung, die von 17. bis 19. September in Graz stattfand, zu kurz.

Könnte eine ÖGMBT-Jahrestagung auch mehr sein als eine wissenschaftliche Konferenz wie jede andere, wie es sie ja auf den unzähligen Teilgebieten der Biowissenschaften ohnehin gibt? Das fragte sich auch das Organisationsteam des diesjährigen Treffens gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs von YLSA (Young Life Scientists Austria) und lud Eric de Groot, Spezialist für Event-Design, zu einem Pre-Event. Die Botschaft: Das Besondere an der Jahrestagung ist, dass die Community der Life-Sciences hier zusammenkommt – in ihrer gesamten Vielfalt und Breite. „Diesen Gemeinschaftsaspekt wollen wir noch stärker erlebbar machen“, sagt ÖGMBT-Geschäftsführerin Alexandra Khassidov.Manches davon hatte man in der Konzeption des heuer von und an der Universität Graz ausgerichteten Treffens (unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Helmut Bergler, Tobias Eisenberg und Harald Pichler) schon vorweggenommen. So fanden neben den herkömmlichen Tagungsbeiträgen und Poster-Sessions auch wieder „Science Flashes“ statt, nur wenige Minuten kurze Präsentationen jüngster Forschungsergebnisse. Das soziale Rahmenprogramm wurde deutlich erweitert: Neben dem schon traditionellen Event „Wine & Science“, das wie gewohnt am Abend des ersten Konferenztags von den Ausstellern der Jahrestagung ausgerichtet wurde, nahmen am Tag darauf professionelle Guides und Grazer Forscher mit Ortskennnissen die Tagungsteilnehmer auf geführte Wanderungen mit, die auf der Rutsche im Inneren des Schlossbergs und schließlich bei einem Abendempfang auf der Dachterrasse des Café Freiblick endeten.

Welche molekularen Mechanismen lassen uns altern und Krebs entstehen?

Das alles soll nicht bedeuten, dass der wissenschaftliche Austausch zu kurz kam. Bewährt hat sich dabei die Aufgliederung in zwei Stränge („Tracks“), von denen der eine sich Ergebnissen der Grundlagenforschung, der andere sich Methoden und Technologien (In-vitro-Modelle, Metabolic Engineering, KI-getriebene Anwendungen, Bioraffinerien u.v.m.) zuwandte. Die Zahl der internationalen Plenar- und Keynote-Vortragenden war in diesem Jahr besonders hoch und breit gefächert. Einige Beispiele: In den 1980er-Jahren war die Ent-deckung, dass Helicobacter pyloris Magengeschwüre und onkologische Folgeerkrankungen auslösen kann, eine Sensation, die 1989 mit der Zuerkennung des Medizin-Nobelpreises finale Anerkennung fand. Anne Müller, die am Institut für Molekulare Krebsforschung der Universität Zürich arbeitet, hat sich mit den Mechanismen dieser Infektionsinduzierten Krebsentstehung beschäftigt und den Stand des Wissens im diesjährigen Eröffnungsvortrag zusammengefasst. Wie zumeist spiegelte sich in der Schwerpunktsetzung des Programms auch das Forschungsprofil des Gastgeberstandorts wider. Grazer Forschungsgruppen haben sich beispielsweise besonders auf dem Gebiet der Erforschung von Alterungsprozessen hervorgetan. Das fand seine Entsprechung nicht nur in zwei Vortagssträngen zum Thema „Gesundes Altern“, sondern auch in gleich mehreren Plenarvorträgen. Valter D. Longo, Professor für Gerontologie an der University of Southern California z. B. beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mit den molekularen Mechanismen des Alterns, deren Verständnis auch Interventionen gegen altersbedingte Krankheiten eröffnen könnte. In Graz berichtete er über Ernährungsweisen, die die bekannt förderliche Wirkung regelmäßigen Fastens auf die Lebensdauer nachahmen. Susan Howlett vom Department für Pharmakologie der Dalhousie University in Halifax, Kanada, ist bekannt für ihre Arbeiten zur Herzkontraktion und darüber, wie die Funktion von Herzzellen durch Alter und Gesundheitszustand beeinflusst wird. Zur Quantifizierung der Gebrechlichkeit hat sie einen eigenen „Frailty Index“ eingeführt, über den sie auch bei ihrem Plenarvortrag auf der ÖGMBT-Jahrestagung sprach.

Wie werden Genomstrukturen stabil gehalten und Proteine abgebaut?

Auch Susan Gassers Beitrag (sie kam von der Universität Lausanne nach Graz) zum Thema Heterochromatin fällt in diesen Themenkreis. In dieser dichten supramolekularen Struktur im Zellkern ist DNA fest an Histone und andere Proteine gebunden und dadurch inaktiviert, weil dem Zugriff „von außen“ unzugänglich. Entsprechend hoch ist die Bedeutung von Hetero-chromatin für die Genomstabilität, was sich besonders bei Alterungs- und Krebsentstehungsprozessen auswirkt. Auch die Protein-Forschung ist seit langem stark in Graz vertreten. Dazu passte der Plenarvortrag von Andy Martin, der für die University of California in Berkeley und das Howard Hughes Medical In stitute forscht. Er hat sich in den vergangenen Jahren ver-stärkt der Erforschung des Proteinabbaus gewidmet. Eine der begangenen Routen ist dabei die Markierung durch Ubiquitin, die Proteine gleichsam zur Degradation durch das Proteasom „freigibt“ – darüber berichtete er auch auf der ÖGMBT-Tagung. Ins Vortragsprogramm eingebettet waren die „Rising Star Lectures“, in denen die vom BMAW geförderten Preisträger der „Austrian Life Sciences Research Awards“ ihre Arbeit vorstellten, sowie zwei Workshops: Während einer davon in die Methodik der Kryoelektronenmikroskopie einführte, beschäftigte sich der andere mit einer besonderen Facette der Lehre. Anita Emmerstorfer-Augustin und Robert Kourist, die Laborkurse an der TU Graz organisieren, verwenden das E-Learning-Werkzeug „LabBuddy“, das bei der Vorbereitung auf die Laborarbeit hilft und durch die Analyse der gewonnenen Ergebnisse leitet. „Das Thema Lehre wollen wir in Zukunft noch stärker thematisieren“, heißt es von Seiten des ÖGMBT-Vorstands. Auch der ÖGMBT-Jahrestagung wäre beinahe das September-Hochwasser in die Quere gekommen. Zwar war der Raum Graz selbst nicht betroffen, aber zahlreiche Bahnstrecken, die Teilnehmer nutzen wollten, um an den Austragungsort zu gelan-gen. „Wir haben, bereits im Flixbus sitzend, Fahrgemeinschaften organisiert, um Betroffene zusammenzuspannen“, erzählt Khassidov über aufregende Momente knapp vor Tagungsbeginn. Diese Art der Anreise hat bei einigen Anklang gefunden, es soll daher auch im nächsten Jahr eine „Börse für Fahrgemeinschaften“ geben. Dann geht es übrigens nach Innsbruck, wo von 24. bis 26. September 2025 die nächste ÖGMBT-Jahrestagung vom Stapel läuft.

 Published in Chemiereport 07/2024

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Herausragende Leistungen

Tuesday, 29 October 2024 09:33

Beeindruckende Arbeiten junger Forschender zeichneten die Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT) und ihre Partner bei der Jahrestagung in Graz aus. Die Bandbreite der Themen reichte von der Krebsforschung bis zur Eindämmung des Klimawandels.

Auch heuer vergab die Österreichische Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT) wieder ihre Life Scien-ces Research und PhD Awards Austria für herausragende Leistungen junger Forschender. Die 21-köpfige Jury hatte die schwere Aufgabe, aus den überwiegend sehr hochwertigen Einreichungen die besten Arbeiten zu prämieren. Die Life Sciences Research Awards Austria sind mit insgesamt 9.000 Euro dotiert und werden in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) verliehen. Den Preis in der Kategorie „Grundlagenforschung“ (Basic Science) erhielt Chiara Maria Herzog vom European Translational Oncology Prevention and Screening Institute (EUTOPS) der Universität Innsbruck. Sie befasste sich mit den Effekten von Zigarettenrauch auf epigenetische Modifikationen, also Veränderungen der DNA, die durch Umweltfaktoren ausgelöst werden. In einer Arbeit, die im Fachjournal „Cancer Research“ veröffentlicht wurde, konnte Herzog zeigen, dass einige dieser epigenetischen Veränderungen nicht nur bei Rauchern, sondern auch bei E-Zigaretten-Nutzern und der Krebsentstehung auftreten und damit als prognostisches Merkmal für Lungenkrebs dienen können. Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung ihrer Forschung für die Bewertung der Risiken neuer Nikotinprodukte. Die Wissenschaftlerin absolvierte ihre Ausbildung in Neurowissenschaften und Molekularmedizin an der Universität von Edinburgh (Schottland) und an der Medi-zinischen Universität Innsbruck. Neben ihrer Arbeit am EUTOPS ist sie am Institute for Women’s Health (University College London) tätig.

Mikroben im Untergrund

In der Kategorie „Angewandte Forschung“ (Applied Research) ging der Preis an Cathrine Hellerschmied vom Institut für Umweltbiotechnologie (IFA-Tulln) der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Hellerschmied arbeitete im Rahmen ihres Masterstudiums am Projekt „Underground Sun Conversion“ der Rohöl-Aufsuchungsgesellschaft (RAG) mit. Dabei ging es um die Speicherung elektrolytisch aus Wasser gewonnenen („grünen“) Wasserstoffs in unterirdischen Gesteinsformationen. Hellerschmied untersuchte den Stoffwechsel in den Formationen vorkommender Mikro organismen und dessen Auswirkungen auf den eingespeicherten Wasserstoff. Gemeinsam mit ihren Kollegen konnte sie zeigen, dass die großtechnische und dauerhafte unterirdische Speicherung von Wasserstoff möglich ist. Entsprechende Technologien sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer kohlenstoffneutralen und nachhaltigen Wirtschaft.Hellerschmied absolvierte das Studium der Medizinischen und Pharmazeutischen Biotechnologie an der BOKU. Derzeit ist sie mit ihrer PhD-Ausbildung am Center of Microbiology and Environmental Systems Science (CeMESS) der Universität Wien befasst.

Erkrankungen früh erkennen

Der Life Sciences Research Award Austria in der Kategorie „Excellence and Societal Impact“ schließlich wurde Elma Dervic vom Complexity Science Hub Wien verliehen. Sie hat modernste Computerverfahren entwickelt und auf umfangreiche Gesundheitsdaten (44 Millionen Datensätze) angewandt, um Krankheitsverläufe der österreichischen Bevölkerung über mehr als 15 Jahre zu analysieren. Dabei ist es ihr gelungen, frühe Anzeichen, die auf eine bevorstehende Erkrankung hinweisen, zu identifizieren. Laut den Jury-Vorsitzenden Lukas Mach und Joachim Seipelt besteht der besondere gesellschaftliche Nutzen der Arbeit Dervics „in einem verbesserten Verständnis der langfristigen Entwicklung von Krankheiten. Diese Forschung ermöglicht die Entwicklung gezielter Prognose- und Interventionsmaßnahmen, die früh ansetzen. Dadurch können Krankheitsverläufe positiv beeinflusst werden und die Gesundheitsversorgung insgesamt optimiert werden“. Dervic absolvierte ein Masterstudium als Elektroingenieurin an der Universität von Montenegro in Podgorica. Ihren Doktorgrad erwarb sie an der MedUni Wien.

Zellulärer Exportkomplex

Ferner verlieh die ÖGMBT gemeinsam mit der THP Medical Products und der Polymun Scientific die Life Sciences PhD-Awards Austria in den Kategorien „Grundlagenforschung“ und „Angewandte Forschung“. Sie sind mit jeweils 1.500 Euro dotiert. Den Preis in der Kategorie „Grundlagenforschung“ erhielt Francis Belén Pacheco-Fiallos vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Sie beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit dem Titel „Nuclear mRNA recognition and packaging by the Transcription and Export complex“ mit dem Transkriptions- und Exportkomplex (TREX) der Zellen von Eukaryoten, also Menschen, Tieren, Pflanzen und Pilzen. Dabei gelang es ihr laut der Juryvorsitzenden dieser Kategorie, Viktoria Weber, eine hochauflösende Strukturaufklärung eines Teils des menschlichen TREX-Komplexes durchzuführen sowie „strukturelle Einblicke in die durch TREX vermittelte mRNP-Erkennung zu gewinnen“. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, das Verständnis der mRNA als kompakte Struktur neu zu definieren. Überdies lassen sie sich zur Entwicklung gezielter Gentherapien und RNA-basierter Behandlungen für eine Reihe von Krankheiten nutzen. Nicht zuletzt können mRNAs mit verbesserter Stabilität entwickelt werden. Dies ist vor allem für die Herstellung wirksamerer mRNA-Impfstoffe wesentlich. Laut der ÖGMBT zeichnet sich die Arbeit der Wissenschaftlerin „durch einen exzellenten wissenschaftlichen Zugang und durch methodische Innovation aus und besitzt das Potenzial, sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der Anwendung bedeutende Fortschritte zu erzielen“. Pacheco-Fiallos ist gebürtige Nicaraguanerin. Ihr PhD-Studium absolvierte sie am IMP bei Clemens Plaschka. Zurzeit ist sie dort in der Arbeitsgruppe von Alejandro Burga tätig.

Hefe gegen Klimawandel

Der PhD-Award in der Kategorie „Angewandte Forschung“ ging an Michael Baumschabl von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und dem Austria Center of Industrial Biotechnology ACIB. Seine Forschungsarbeit mit dem Titel „Increasing efficiency of CO2 assimilation in synthetic autotrophic Komagataella phaffii“ ist laut ÖGMBT ein „Meilenstein in der Bekämpfung des Klimawandels“. Mithilfe genetischer Veränderungen einer Hefeart, konkret der Optimierung von Schlüsselenzymen im Calvin-Benson-Bassham-Zyklus, und der Integration heterologer Gene, entwickelte Baumschabl ein Verfahren zur Produktion von Milchsäure als Grundlage für umweltfreundliche Biokunststoffe aus CO2 in der Atmosphäre. Als besonders bemerkenswert bezeichnet die ÖGMBT „die Identifizierung und Charakterisie-rung eines Phosphoglykolat-Recyclingwegs in der Hefe. Dieser Mechanismus ist entscheidend für die Stabilität und Effizienz des CO2-Fixierungsprozesses und eröffnet neue Möglichkeiten zur weiteren Optimierung des so nützlichen Prozesses“. Baumschabls Arbeiten könnten die Entwicklung nachhaltiger Produktionsverfahren für eine Vielzahl von umweltfreundlichen Produkten aus atmosphärischem CO2 beschleunigen. Darunter sind Biokunststoffe und Biokraftstoffe ebenso wie pharmazeutische Wirkstoffe. „Die interdisziplinäre Natur dieser Arbeit sowie die Verbindung von Mikrobiologie, Biotechnologie und Grundlagenforschung unterstreicht die Relevanz für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Mit seiner innovativen Forschung hat Michael Baumschabl einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen Bioökonomie geleistet“, heißt es seitens des Juryvorsitzenden Thomas Caspari. Baumschabl absolvierte das Masterstudium sowie seine PhD-Ausbildung der Biotechnologie an der BOKU. Nach einer Tätigkeit im Forschungs- und Innovationszentrum der Agrana kehrte er an die BOKU sowie das ACIB zurück.

Wichtig für den Wohlstand

Verliehen wurden die Preise im Rahmen des ÖGMBT-Jahreskongresses, der heuer im neuen Gebäude der Grazer Universitätsbibliothek neben dem Areal der Fakultät für Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, dem „ReSoWi-Komplex“, stattfand. Der Hörsaal der Biblithek ist einer breiteren Öffentlichkeit von den Fernseh-Auftritten der „Science Busters“ bekannt. Die drei Life Sciences Research Awards wurden auch 2024 wieder vom Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft gesponsert. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher: „Die Life Sciences Research Awards fördern junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – eine Initiative, die dazu beiträgt, den Forschungsstandort Österreich weiter auszubauen. Denn Forschung und Entwicklung sind Schlüsselfaktoren für Österreich im internationalen Wettbewerb und tragen dazu bei, hochwertige Arbeitsplätze zu sichern und zu generieren. Mit einer vo raussichtlichen Forschungsquote von 3,34 Prozent, also dem Anteil der For-schungs- und Entwicklungsausgaben am nominellen Bruttoinlandsprodukt, ist Österreich auf einem guten Weg Platz eins in Europa zu werden und als Forschungsnation zu den vier Innovationsleadern aufzusteigen.“

www.oegmbt.at/awards/research-award
www.oegmbt.at/awards/phd-award

Published in Chemiereport 06/2024