Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!
lm Rahmen der ÖGMBT-Jahrestagung wurden die Forschungspreise der Gesellschaft vergeben. Die Sieger kommen in diesem Jahr vom CeMM und von der TU Wien. Alljährlich vergibt die Österreichische Gesellschaft fur Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie im Rahmen ihrer Jahrestagung zwei ÖGMBT Forschungspreise, von denen einer der Grundlagen-, einer der angewandten Forschung gewidmet ist. Zusammen mit den in vier Kategorien vergebenen Dissertationspreisen soll damit die breite Vielfalt der biowissenschaftlichen Forschungsrichtungen, denen in Österreich nachgegangen wird, einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen geftihrt werden. Florian Grebien hat fur seine Arbeit in diesem Jahr den von der Firma THP Medical Products mit 3.000 Euro dotierten Grundlagenforschungspreis erringen können. Der Biologe hat am Center für Molecular Medicine der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einen potenziellen neuen Ansatzpunkt ftir eine Therapie der Chronischen myeloischen Leukämie gefunden. Diese Erkrankung wird heute mit Tyrosin-Kinase-Inhibitoren wie Imatinib behandelt, der Erfolg wird aber nicht selten durch Resistenzen verhindert. Grebien konnte gemeinsam mit Oliver Hantschel und einer ganzen Reihe an Kooperationspartnern zeigen, dass auch die Verhinderung einer intramolekularen Wechselwirkung in der Kinase Bcr-Abl das Auftreten dieser Art von Leukämie in einem Mausmodell verhindern kann. Für Grebien war das Zusammentreffen verschiedenardger Kompetenzen in dem Forschungsteam, das an der Arbeit beteiligt war, der entscheidende Erfolgsfaktor. Er hatte seine Dissertation an der Medizin-Universität Wien und am Institut ftir Molekulare Pathologie gemacht und dort Erfahrungen mit dem Arbeiten mit Mausmodellen, primärenn Zellen…
Der Entwurf zu einem neuen Tierversuchsgesetz hat massive Kritik von Vertretern der Biowissenschaften nach sich gezogen. Folgt man den Formulierungen des vorgeschlagenen Gesetzestexts, hätten ganze Wissenschaftszweige mit erheblichen bürokratischen Hindernissen zu rechnen. Der vom Wissenschaftsministerium vorgelegte Entwurf zu einem neuen Tierversuchsgesetz bewegt derzeit die Gemüter – und das von sehr verschiedener Seite mit sehr verschiedener Motivation. Wollen die einen Tierversuche am liebsten so weit wie möglich verhindern, haben die anderen den hervorragenden Ruf der österreichischen Life Sciences vor Augen, die auf weiten Strecken auf das Tier als Modellorganismus angewiesen sind. Der Boulevard hat seine Meinung freilich schon getroffen. „Empörung über neues Gesetz – so leiden Tiere in Versuchs-Labors“ – so und so ähnlich konnte man in den vergangenen Wochen auf den Titelseiten auflagenstarker Blätter lesen. Die veröffentlichte Meinung schwenkte damit ganz auf die Linie von Tierschutz-Organisationen ein, nach deren Meinung die Kontroll- und Eingriffsrechte der Behörde viel zu wenig weit gehen. Einen Aufschrei gab es aber auch vonseiten der Wissenschaft. Zahlreiche renommierte Forschungsinstitutionen wie das Institut für Molekulare Pathologie (IMP), das Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) oder das Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) unterstützten eine gemeinsame Stellungnahme mit der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie (ÖGMBT), in der mehr als 1.000 Forscher aus allen Disziplinen der Life Sciences vertreten sind. Die Wissenschaftler fürchten angesichts bürokratischer Hürden, die der Entwurf…
ÖGMBT-Vorstand Nikolaus Zacherl im Interview Was kritisiert die ÖGMBT am Entwurf zum Tierversuchsänderungsgesetz? Unsere Kritik betrifft zweierlei: Einerseits das Vorgehen, andererseits den Inhalt. Zur Vorgehensweise: Da wurde einfach der Text der Richtlinie in Gesetzesform gegossen, ohne darauf zu achten, ob das der bisherigen österreichischen Terminologie entspricht. Warum hat man überhaupt ein neues Gesetz geschaffen und nicht nach einer detaillierten Prüfung des geltenden Tierversuchsgesetzes auf seine Richtlinienkonformität eine Novellierung des alten vorgenommen, wie es z.B. Deutschland macht? In diesem Fall hätte man z.B. die Dreigliederung der Genehmigungen – betreffend Versuchseinrichtung, Versuchsleiter und Versuch selbst – im Einklag mit der Richtlinie beibehalten können. Der vorliegende Entwurf bleibt hier unklar. Was sind aus inhaltlicher Sicht Ihre Hauptkritikpunkte? Es ist zu befürchten, dass der Schutz von Versuchstieren als Vorwand für die behördliche Kontrolle der österreichischen Forschung genommen wird. Es kann doch nicht sein, dass ganze Arbeitsprogramme von Forschungseinheiten genehmigungspflichtig sein sollen. Auch die Forderung nach Beiziehung „unabhängiger Sachverständiger“ im Genehmigungsverfahren ist abzulehnen. Angesichts der kleinen Anzahl von in Österreich mit dem Thema befassten Leuten wäre rasch bekannt, woran ein Institut oder eine Firma gerade wissenschaftlich arbeitet. Wir schlagen daher vor, hier nur öffentlich Bedienstete zuzulassen, die schon ex offo einer entsprechenden Verschwiegenheitspflicht unterliegen. Weiters hat es überhaupt keinen Sinn, Tierversuche, deren Durchführung gesetzlich vorgeschrieben oder Voraussetzung für Marktzulassungen sind, einem neuerlichen Genehmigungsverfahren zu unterwerfen, ohne die Möglichkeit eines vereinfachten Verfahrens auszuschöpfen, wie es…
Eine relativ junge Disziplin im Reigen der Biowissenschaften ist die Metagenomik. Sie hat ihren Ursprung darin, dass man in Fällen, in denen die Kultivierungsmethoden für einzelne mikrobiologische Species an ihre Grenzen stoßen, nach Auswegen gesucht hat. Ein möglicher Ausweg besteht darin, die gesamte genetische Information eines Lebensraums (das sogenannte „Metagenom“) zu betrachten, das dann zum Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen wird. Mithilfe phylogenetischer Marker (also von Sequenzen, mit denen sich die stammesgeschichtliche Verwandtschaft der Organismen nachzeichnen lässt), lassen sich aus diesem Gesamtpool an Information beispielsweise einzelne Mikroorganismen identifizieren, wie ÖGMBT- Vizepräsidentin Angela Sessitsch erklärt. Im Vordergrund stehen aber nicht nur taxonomische Fragen. „Viele Mikroorganismen, die wir in solchen Lebensgemeinschaften finden, kennen wir noch gar nicht“, so Sessitsch. Hier können Sequenzier-Methoden, die man für das Metagenom entwickelt hat, Auskunft über das vorhandene genetische Potenzial geben. Mithilfe von funktionellen Screenings lassen sich aber auch gezielt bestimmte enzymatische Funktionen herausfiltern und die zugehörigen Enzyme charakterisieren. Anwendungen gibt es sowohl in der Grundlagenwissenschaft als auch in der Industrie: So hat man beispielsweise über metagenomische Studien herausgefunden, dass unter jenen Mikroorganismen, die Ammoniak zu Nitrit oxidieren können, auch Archaeen (und nicht nur Bakterien) sind. Für die industrielle Anwendung werden mithilfe der Betrachtung metagenomischer Daten aus dem unüberschaubaren Arsenal von bakteriellen Stoffwechselvorgängen neue Enzmye und Sekundärmetaboliten entdeckt. Sessitsch’ Gruppe am Austrian Institute of Technology (AIT) in Tulln wendet das Methodenrepertoire der…