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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Was wurde aus der Life-Sciences-Strategie?

on 22 November, 2018

In der 2016 vorgestellten Life-Sciences-Strategie sind zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts mit einem Umsetzungshorizont bis 2021 vorgesehen. Manches davon ist mittlerweile umgesetzt, manches im Aufbau, manches wird erst vorbereitet.

 

Am 23. November 2016 präsentierte der damalige Staats-sekretär Harald Mahrer im damaligen BMWFW unter großer Beachtung der informierten Kreise die „Zukunftsstrategie Life Sciences und Pharmastandort Österreich“ (im Folgenden kurz „Life-Sciences-Strategie“). Zahlreiche Vertreter aus Wissenschaft  und Wirtschaft hatten aktiv am Entstehungs-prozess des Papiers mitgewirkt. Es enthielt manches bereits be-kannte, manche eher allgemein gehaltene Absichtserklärung, aber auch etliche sehr konkrete Vorhaben. Mittlerweile sind Wissenschaft und Wirtschaft wieder in unterschiedlichen Ressorts einer neuen Bunderegierung untergebracht, und viele fragen sich, wie weit die Umsetzung der Strategie mittlerweile gediehen ist. ÖGMBT und Chemiereport haben diesbezüglich nachgefragt.
Im Aufgabenbereich des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) liegt es beispielsweise, Schlüsse aus der Analyse des bestehenden biowissenschaft-lichen Studienangebots zu ziehen, die im Zuge des Prozesses „Zukunft Hochschule“ durchgeführt wurde: „Eine Maßnahme der Universitäten betrifft den weiteren Ausbau der Kooperatio-nen im Studienbereich, konkret etwa die gegenseitige Anrech-nung von Modulen in Masterstudien im Life-Sciences-Bereich“, heißt es dazu vonseiten des BMBWF.
Bereits seit 2016 ist die Forschungsinfrastruktur-Datenbank zugänglich, die die Möglichkeit bietet, wissenschaftliche Großge-räte für neue Kooperationsprojekte zu finden oder anzubieten. „Nach zwei Jahren des weiteren Aufbaus verfügt die öffentliche Datenbank bereits über 1.250 kooperationsfähige Forschungsin-frastrukturen von über 85 teilnehmenden Forschungseinrich-tungen aus Österreich“, wird seitens des BMBWF betont. Geplant war überdies die Einbindung der „Austrian BioImaging Node Initiative“ in die Europäische Forschungsinfrastruktur BioIma-ging. Dazu müsste Letztere aber zunächst als „ERIC“ (European Research Infrastructure Consortium) etabliert werden, was noch einer Entscheidung der EU-Kommission bedarf, die für  Ende 2018 erwartet wird. Erst danach könne eine offizielle Ausschrei-bung für nationale Knoten stattfinden, so das Ministerium. Eine Grundsatzentscheidung betreffend eine Mitgliedschaft Öster-reichs liege aber vor – und auch in technologischer Hinsicht haben sich mehrere Universitäten und Forschungseinrichtun-gen zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Der Aufbau eines österreichischen Knotens der europäischen Bioinforma-tik-Infrastruktur „ELIXIR“ steht dagegen mit der Etablierung der österreichischen Bioinformatikplattform erst am Anfang, wird aber durch Hochschulraumstrukturmittel aus der Ausschrei-bung 2016 unterstützt.

 

Stammzellenforschungszentrum: Fünf Forschungsgruppen arbeiten schon


Sehr konkret waren die Aussagen der Life-Sciences-Strate-gie zur Einrichtung eines Stammzellenforschungszentrums am IMBA. Von insgesamt dafür aus dem Bundesbudget veranschlag-ten 15 Millionen Euro sind sechs Millionen (zusätzlich zum IMBA-Globalbudget) bereits geflossen, erste Strukturen konnten aufgebaut werden: „Derzeit besteht das Stammzellforschungs-zentrum aus einer Senior- und vier Junior-Forschungsgruppen sowie einer Stammzellen-Core-Facility. Noch ausständig ist die Besetzung einer weiteren Senior- und einer weiteren Junior-For-schungsgruppe. Deren Ausschreibungs- und Rekrutierungspro-zess ist für 2018 geplant“, so die Auskunft des BMBWF.

Das 2017 etablierte und von der FFG gemanagte Fellows-hip-Programm für akademische Ausgründungen leitet bereits zur wirtschaftlichen Nutzung des akademischen Wissens über. „In der ersten Einreichrunde wurden acht Fellowships geför-dert, wovon eines im Bereich Biomedizin einzuordnen ist“, so die Auskunft des BMBWF.
Die geeigneten Rahmenbedingungen für die Translation der biowissenschaftlichen Forschungsergebnisse in Richtung Unter-nehmen zu schaffen, ist Aufgabe des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW). Dazu sah die Life-Sciences-Strategie unter anderem eine Evaluierung der For-schungsprämie vor, deren Rolle bei der Standortsicherung und Verlagerung von F&E-Aktivitäten nach Österreich in einer kürz-lich durchgeführten Studie unterstrichen wurde. Das findet auch bei der Wirtschaft Gefallen: „Mittlerweile wurde die Forschungs-prämie auf 14 Prozent erhöht. Umso wichtiger ist es, auf den Impuls dieser Maßnahme für die Forschungstätigkeit und die Wirtschaft hinzuweisen“, heißt es dazu vonseiten des Fachver-bands der Chemischen Industrie (FCIO). Was die Anerkennung von Forschungsleistungen in dieser Hinsicht angeht, gelte es aber noch, Klarstellungen zu treffen und Entbürokratisierungs-maßnahmen zu ergreifen.

 

Translational Research und Standortattraktivität


Besondere Aufmerksamkeit wurde anlässlich der Präsenta-tion der Life-Sciences-Strategie dem Plan zuteil, ein „Translational Research Center“ mit Fokus auf Medizinische Biotechnologie einzurichten, um österreichische Entwicklungsprojekte entspre-chend unterstützen zu können. Ein entsprechender Businessplan war bereits zuvor ausgearbeitet worden, derzeit wird die öffentliche und private Finanzierung verhandelt, die Vorausset-zung für die Errichtung einer entsprechenden Finanzierungs-gesellschaft ist. „Mit dem Abschluss dieser Vorbereitungen wird noch im Laufe des Jahres 2018 gerechnet. Der nationale Finan-zierungsanteil ist budgetär bedeckt“, heißt es dazu aus dem BMDW.
Innovationsfreudigen Unternehmen der Life-Sciences-Bran-che wird auch eine Reihe von Maßnahmen entgegenkommen, die den Standort Österreich attraktiver und Verwaltungsvor-gänge einfacher machen sollen. So wurden beispielsweise die Bedingungen der „Rot-Weiß-Rot“- Card für ausländische Schlüs-selkräfte und Gründer erleichtert, und die für den Forschungs-bereich lange geforderte Arbeitszeitflexibilisierung wurde im Parlament beschlossen. Auch kam es zu Verwaltungsvereinfa-chungen rund um die Unternehmensgründung, so ist seit Anfang 2018 die elektronische Gründung einer Ein-Personen-Gesell-schaft möglich.
„Bürokratieabbau ist nicht nur eine Rücknahme von Geset-zen, sondern auch eine Änderung in der Beamtenkultur, beides benötigt Zeit“, ist die Meinung des FCIO dazu. Mit dem Bundes-rechtsbereinigungsgesetz und der Initiative zur Rücknahme von Gold Plating bei der Umsetzung von EU-Richtlinien werde aber generell das Umfeld für Bürokratieabbau aufbereitet.

Original Kolumne 5/2018