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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Biowissenschaften vor den Vorhang

on 14 December, 2012

lm Rahmen der ÖGMBT-Jahrestagung wurden die Forschungspreise der Gesellschaft vergeben. Die Sieger kommen in diesem Jahr vom CeMM und von der TU Wien.

Alljährlich vergibt die Österreichische Gesellschaft fur Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie im Rahmen ihrer Jahrestagung zwei ÖGMBT Forschungspreise, von denen einer der Grundlagen-, einer der angewandten Forschung gewidmet ist. Zusammen mit den in vier Kategorien vergebenen Dissertationspreisen soll damit die breite Vielfalt der biowissenschaftlichen Forschungsrichtungen, denen in Österreich nachgegangen wird, einer breiteren Öffentlichkeit vor Augen geftihrt werden. Florian Grebien hat fur seine Arbeit in diesem Jahr den von der Firma THP Medical Products mit 3.000 Euro dotierten Grundlagenforschungspreis erringen können. Der Biologe hat am Center für Molecular Medicine der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einen potenziellen neuen Ansatzpunkt ftir eine Therapie der Chronischen myeloischen Leukämie gefunden. Diese Erkrankung wird heute mit Tyrosin-Kinase-Inhibitoren wie Imatinib behandelt, der Erfolg wird aber nicht selten durch Resistenzen verhindert. Grebien konnte gemeinsam mit Oliver Hantschel und einer ganzen Reihe an Kooperationspartnern zeigen, dass auch die Verhinderung einer intramolekularen Wechselwirkung in der Kinase Bcr-Abl das Auftreten dieser Art von Leukämie in einem Mausmodell verhindern kann. 

Für Grebien war das Zusammentreffen verschiedenardger Kompetenzen in dem Forschungsteam, das an der Arbeit beteiligt war, der entscheidende Erfolgsfaktor. Er hatte seine Dissertation an der Medizin-Universität Wien und am Institut ftir Molekulare Pathologie gemacht und dort Erfahrungen mit dem Arbeiten mit Mausmodellen, primärenn Zellen und der Untersuchung physiologischerVorgänge sammeln können.

Als Postdoc am CeMM konnte er nun diese Kompetenzen mit dem dort vorhandenen Wissen zu Proteinen verknüpfen. Ebenso wichtig war die Zusammenarbeit mit Tony Pawson in Toronto und seinem früheren Betreuer am IMP, Hartmut Beug. Shohei Koide, der an der Universität von Chicago forschte, brachte die Monobody-Technologie ein, mit der die Inhibition der Kinase-Aktivität von Bcr-Abl gelang. Und schließlich erhielt man durch die Zusammenarbeit mit Peter
Valent von der Wiener Uni-Kiinik fur Innere Medizin I Zugang zu Patientenproben, an denen die Wirksamkeit des Ansarzes verifiziert werden konnte. Zur therapeutischen Verwertung der Entdeckung ist es aber noch ein weiter'Weg. Die verwendeten Monobodies sind laut Grebien zwar hervorragend geeignet, einen molekularen Mechanismus aufzuzeigen, lassen sich aber kaum direkt als Wirkstoffe einsetzen. Doch man wisse nun, dass es ein potenzielles Tärget gibt, an dem die Arzneimittelentwicklung in Hinkunft ansetzen kann.

 

Ein Pilz, der ein Arzneimitiel erzeugt

Astrid Mach-Aigner arbeitet am Institut für Verährenstechnik der TU Wien. Für ihre Arbeit über die Verwendung eines filamentösen Pilzes zur Herstellung eines antiviralen'ü/irkstoffs erhielt sie den ÖGMBT-Forschungspreis fur Angewandte Forschung, fur den die Firma V-WR International GmbH 3.000 Euro zu Verfügung stellte. Organismen der Gattung Tiichoderma werden heute schon in der industriellen Biotechnologie verwendet. Dabei bedient man sich ihrer nativen Enzyme, deren hydrolytische Fähigkeiten zum Abbau von Chitin zum Monomer N-Acetylglucosamin genurzt werden. Das Team um Mach-Aigner ging einen Schritt weiter: Es baute zwei Enzyme industriellen Ursprungs in das Stoffivechselgefüge des Pilzes ein und konnte diesen so als ,,Katalysator" für die Umwandlung von N-Acerylglucosamin in N-Acetylneuraminsäure zum Einsatz bringen. Diese Substanz ist als antiviraler Wirkstoff in Gebrauch, aufgrund des derzeit verwendeten Herstellungsverfahrens aber recht teuer. Wenn der an der TU Y/ien verfoigte Ansatz kommerzialisiert werden könnte, wäre das Arzneimittel wesentlich günstiger aus dem reichlich vorhandenen Rohstoff Chitin herstellbar. Ein erster Kontakt zu Firmen, die an dem Ansatz interessiert sind, ist bereits geknüpft worden, Beide Forscher zeigten sich über die Auszeichnung mit einem ÖCÄ,tgT Forschungspreis hoch erfreut. Ein solcher sei nicht nur ein wichtiges Aushängeschild in Lebensläufen, sondern auch eine Anerkennung für die eigene Forschungsrichtung durch die wissenschaftliche Communig. Zudem, so Grebien, erhalte man Gelegenheit, seine Arbeiten vor der Fachoffentlichkeit zu präsentieren.

Original Kolumne 07/2012