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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

„Life Sciences – Now more than ever“

on 20 December, 2022

Die gelungene Veranstaltung war eine seit langem erwartete Gelegenheit für die Life-Science-Community, wieder persönlich zusammenzutreffen.

Unter dem Motto „Life Sciences – Now more than ever“ stand die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie, die heuer bereits zum 14. Mal stattfand. Erstmals seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie konnte sich dabei die Life-Science-Community wieder persönlich treffen – eine seit langem erwartete Gelegenheit, die durch die bekannten Pandemiewellen immer wieder aufgeschoben hatte werden müssen. „Die Tagung beeindruckte durch die außerordentliche Themenvielfalt, die sie in Wien versammeln konnte“, berichtet der wissenschaftliche Leiter der Tagung, Michael Sauer von der Universität für Bodenkultur (BOKU). Die biologischen Strukturen und Mechanismen in Menschen und Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen wurden betrachtet, große Zusammenhänge, aber auch funktionelle Beziehungen auf molekularer Ebene wurden beleuchtet. Rozalyn Anderson von der University of Wisconsin beispielsweise berich-tete über kalorische Restriktion und deren Bedeutung für die Verzögerung des Alterns und des Ausbruchs altersbedingter Krankheiten bei verschiedenen Tierarten. Julian Ma von der St. George’s University of London legte sein Hauptaugenmerk auf Molecular Pharming. Er erläuterte Vorteile, die Pflanzen als Produktionssysteme gegenüber anderen Herstellungsplattformen bieten können. Jüngste Entwicklungen wurden gezeigt, etwa im Rahmen der Bekämpfung von Infektionskrankheiten mit aus Pflanzen gewonnenen Biologika. Entscheidend für das Funktionieren von Ökosystemen ist letzten Endes die gezielte Interaktion von Mikroorganismen, mit der sich Axel Brakhage vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie befasste. Wie er erläuterte, steckt das Wissen über diese Prozesse aber noch in den Kinderschuhen. Brakhage konnte zeigen, dass Naturstoffe eine Schlüsselrolle bei der Kommunikation zwischen Pilzen und Baktwerien spielen, und gab faszinierende Einblicke in die Kommunikation eines dreigliedrigen mikrobiellen Konsortiums im Boden. Um Kommunikation ging es auch bei Martin Moder von den Science Busters. Nicht zuletzt die Pandemie und die Diskussionen über Schutzimpfungen haben gezeigt, wie wichtig, aber auch wie schwierig es manchmal ist, wenn Wissenschaftler mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Moder gab Ein- und Ausblicke, die seine Kommunikationswege betreffen und was die Life-Science-Community davon lernen kann. Kommunikation verbindet auch Wissenschaft und Kunst, und beide haben viel mit Kreativität zu tun. Claus Schöning-Lam Yong von der Universität für Angewandte Kunst in Wien spürte der Rolle von Bildern und Modellen in der Wissenschaft nach. Den Abschluss dieses Bogens bildete der Beitrag von Syma Khalid von der Universität Oxford, die sich mit der Zellhülle von Bakterien befasst. Sie verwendet dazu verschiedene Modelle, darunter sehr grobkörnige, aber auch solche, die bis zur Ebene der Atome reichen. Khalids Ziel ist es, die Funktionen zu entschlüsseln, die über Abgrenzung und Schutz, aber auch über die Kommunikation der Zellen mit ihrer Umgebung entscheiden.
Mit Spannung wird bereits die nächste ÖGMBT-Jahrestagung erwartet. Sie ist für 19. bis einschließlich 21. September 2023 in Salzburg anberaumt.

Gelungene Premiere

Am Vorabend der ÖGMBT-Jahrestagung fand im Vienna Bio-Center, dem neuen Gebäude der Universität Wien, die erste Karrieremesse für Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Bereich Life Sciences aus ganz Österreich statt. Die Life Science Career Fair wurde von der ÖGMBT in Partnerschaft mit dem Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB) organisiert. Über 450 Interessierte aus Österreich und dem Ausland nahmen daran teil, über wiegend Master- und PHD-Studierende sowie Absolventen, die sich bereits seit mehreren Jahren auf dem Arbeitsmarkt befinden. In der Eröffnungssession präsentierten sich die Aussteller mit einem zweiminütigen Employerʼs Pitch im bis auf den letzten Platz gefüllten Audimax, bevor die Stände dann regelrecht „gestürmt“ wurden. Insgesamt 18 Aussteller, von akademischen Forschungseinrichtungen über große Konzerne bis hin zu vielversprechenden Startups, informierten die Teilnehmer über Berufsmöglichkeiten und offene Stellen. Zusätzlich zu der Karrieremesse gab es die Möglichkeit zur Teilnahme an Karriereworkshops, um Unterstützung für die eigene Karriereplanung zu erhalten. Viele der Anwesenden interessierten Fragen, was es bedeutet, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, wie sich eine Bewerbung bei einem Industrieunternehmen von einer Bewerbung bei einer akademischen Institution unterscheidet und welche Beschäftigungsmöglichkeiten sich Postdocs bieten. Besonderes Interesse fanden auch die Employer Workshops von Ausstellern wie der St. Anna Kinderkrebsforschung, Takeda und Boehringer Ingelheim. Hierbei erhielten die Teilnehmer eingehende Informationen über Karrieremöglichkeiten im jeweiligen Unternehmen oder in der jeweiligen Forschungseinrichtung. Ferner gaben Mitarbeiter solcher Institutionen Einblicke in deren verschiedene Bereiche. Aufgrund des enormen Ansturms war es notwendig, kurzerhand auf größere Räume auszuweichen sowie eine zweite Runde anzubieten, um möglichst vielen Interessierten den Besuch der Workshops zu ermöglichen. „Wir sind überwältigt von dem großen Interesse und sehen darin eine Bestätigung für die Notwendigkeit einer landesweiten eigenen Karrieremesse für die Branche. Daher freuen wir uns, die Life Science Career Fair als neuen jährlichen Hotspot für Arbeitssuchende und Arbeitgeber weiterzuentwickeln“, resümiert Project Manager Life Science Career Fair Alexandra Khassidov. Während des Studiums, aber auch danach, sind die Informationen rund um die Karrieremöglichkeiten in der Industrie oftmals schwer zugänglich. Einsteiger haben auch Schwierigkeiten, zu durchblicken, was hinter den einzelnen Berufsbezeichnungen steckt und welche Entwicklungswege abseits der eigenen Institution offenstehen. Mit der Life Science Career Fair deckt die ÖGMBT das bisherige ÖGMBT-YLSA-Angebot zu Karriere-Events der Branche nun umfassend ab. Die nächste Life Science Career Fair ist bereits in Planung. Sie findet am 16. Mai 2023 in den Räumlichkeiten der FH Campus Wien statt.


ÖGMBT-Jahrestagung:
https://oegmbt.at/events/annual-meeting


Life Science Career Fair:
https://oegmbt.at/events/life-science-career-fair/program

Published in Chemiereport 08/2022