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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

ÖGMBT im Online-Modus - Jahrestagung neu gedacht

on 13 July, 2020

Das größte Treffen der Life Science Community Österreichs stellt sich den aktuellen Herausforderungen und wird in diesem Jahr nach einem ganz neuen Modus abgehalten: Einem „Online-Kickoff-Event“ von 21. bis 23. September folgen „Life Science Tuesdays“, an denen sich die Communities themenspezifisch virtuell treffen.

 

Eigentlich war alles vorbereitet für die diesjährige ÖGMBT-Jahrestagung: Die Schwerpunkte waren gesetzt, die Location am Standort Graz, der turnusmäßig als Gastgeber an der Reihe gewesen wäre, reserviert, die Registrierung der Teilnehmer sollte beginnen. Doch dann kam der Lockdown. „Wir hatten noch lange gehofft, dass im September wieder eine Konferenz mit persönlicher Präsenz der Teilnehmer möglich sein wird“, erzählt Harald Pichler, Professor für Molekulare Biotechnologie an der TU Graz und Leiter des Organisationskomitees der Tagung. Doch dann hat sich schnell herausgestellt, dass das nicht möglich ist. „Vor allem die Reisebeschränkungen waren ein Problem. Wir hatten ja viele internationale Referenten eingeladen, da musste schnell eine Entscheidung getroffen werden“, ergänzt Helmut Bergler vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Uni Graz, der ebenfalls federführend an der Organisation beteiligt ist.

Nach einigen (virtuellen) Krisensitzungen des ÖGMBT-Vorstandes war es ab der zweiten Mai-Woche klar: Alles geht in Richtung einer virtuellen Tagung. „Wir haben uns überlegt: Was macht unsere Jahrestagung aus und wie können wir das in ein Online-Format bringen?“, meint dazu ÖGMBT-Geschäftsführerin Alexandra Khassidov. Was die Tagung besonders macht, ist das Zusammentreffen verschiedener Arten von Teilnehmern: Studierende, die hier ihre erste Kongresserfahrung sammeln, Postdocs und Gruppenleiter, die Forschungsthemen präsentieren und aufgreifen sowie Kooperationen anbahnen, Firmen und Sponsoren, die mit ihrer Zielgruppe in Kontakt treten wollen. „Es ging uns darum, ein Format zu finden, in dem auch das Netzwerken und die Kaffeepause in den digitalen Bereich übersetzt werden kann.“ Zudem sollte auch der Wissenschaftsstandort Graz trotz der Unmöglichkeit einer physischen Gastgeberschaft entsprechendes Gewicht im Programm bekommen.

Was folgte, war eine lange Recherchezeit zu den zahlreichen verfügbaren OnlineMeeting-Tools. Schließlich entschied sich das ÖGMBT-Team für die Plattform Zoom, über die nun ein zweistufiges Konzept realisiert wird. Von 21. bis 23. September (also zum Termin, an dem die reguläre ÖGMBT-Tagung stattgefunden hätte) wird es ein „OnlineKickoff-Event“ geben. Jeweils zwei Stunden am Vormittag und zwei am Nachmittag werden Highlights aus der aktuellen biowissenschaftlichen Forschung vorgestellt. „Es ist uns klar, dass man die Teilnehmer nicht über mehrere Tage ganztägig am Bildschirm halten kann. Deswegen wollen wir das kurzweilig gestalten“, erläutert Khassidov den dahinterstehenden Gedankengang. Um das breite Spektrum der Life Sciences dennoch im Rahmen der Jahresstagung abdecken zu können, schließt daran der zweite Teil an: Auf das Kickoff-Event folgt einer Serie von zwölf „Life Science Tuesdays“. Bis Ende März 2021 werden an jedem zweiten Dienstagnachmittag zu einem der einschlägigen Fachgebiete Präsentationen in vielfältigen, interaktiven Formaten abgehalten. Dabei erhält die betreffende Community die Möglichkeit, sich über ihr Fachgebiet auszutauschen – die Veranstaltung innerhalb einer Serie eröffnet aber auch die Chance, dass sich Teilnehmer online einfinden, die bei einer Präsenztagung diesen Parallelstrang gar nicht gewählt hätten. Wie gewohnt werden renommierte Sprecher eingeladen und aus Abstract-Einreichungen verschiedene Präsentationsformate ermöglicht.

Virtuelle Brücken zwischen realen Standorten

„Die wissenschaftliche Schwerpunktsetzung haben wir im Wesentlichen beibehalten. Wir wollten den Wissenschaftsstandort Graz ins Zentrum stellen und gleichzeitig Brücken in die anderen Bundesländer schlagen“, sagt dazu Harald Pichler: „Das wäre ohne das zweistufige Format gar nicht gegangen.“ Damit auch das Netzwerken nicht zu kurz kommt, ist es wichtig, dass auch an den „Life Science Tuesdays“ LiveVorträge gehalten werden, auf die unmittelbar mit Fragen und Diskussionsbeiträgen reagiert werden kann. „Das gewählte Tool bietet auch die Möglichkeit, Breakout Rooms zu bilden, in denen eine Diskussion fortgesponnen werden kann und das Netzwerken ermöglicht wird“, ergänzt Bergler. Und schließlich sollen auch die bisherigen Poster-Sessions interaktiv, mit voraufgezeichneten Videos und live Diskussionsrunden über Zoom erfolgen.

Zu den speziell mit Graz verbundenen wissenschaftlichen Themenkreisen sind besonders die Erforschung des Lipid-Metabolismus, der Proteinbiotechnologie und Biokatalyse sowie die Erforschung der Biologie des Alterns zu nennen. Zum KickÖGMBT im Online-Modus Jahrestagung neu gedacht Das größte Treffen der Life Science Community Österreichs stellt sich den aktuellen Herausforderungen und wird in diesem Jahr nach einem ganz neuen Modus abgehalten: Einem „Online-Kickoff-Event“ von 21. bis 23. September folgen „Life Science Tuesdays“, an denen sich die Communities themenspezifisch virtuell treffen.

Zum Kick-off-Event im September konnten mit David Haselbach, einem Spezialisten für Kryo-Elektronenmikroskopie vom IMP in Wien, und Brian Kennedy, der an der National Institute University Singapur über die Biochemie des Alterns forscht, auch zwei prominente Namen gewonnen werden. Eine eigene Session ist überdies zur Molekularbiologie des alles verändernden SARSCoV-2-Virus geplant.

Karriere, Ausstellung, Preisverleihung

Auch die Satelliten-Veranstaltungen, die üblicherweise einen wichtigen Teil der Jahrestagung ausmachen, sollen in der Online-Ausgabe nicht zu kurz kommen. So hat man die bisherigen Career Sessions, bei denen sich Firmen als potenzielle Arbeitgeber positionieren konnten, in Zusammenarbeit mit jungen Mitgliedern (Young Life Scientists Austria) zu einer „Career Fair“ ausgebaut, die während der ganzen Laufzeit zugänglich bleibt. Auch die prominente Ausstellung der Anbieter von Instrumenten und Equipment für Forschung und Biotechnologie wird online als VirtualExpo stattfinden. „Dazu kann jeder Anbieter seinen Messestand individuell gestalten, mit Video und Infomaterial ausstatten und den Kontakt zu Besuchern via Text Chat und Video Calls pflegen“, sagt Khassidov.

Einen besonderen Modus hat man sich für die auch in diesem Jahr zu vergebenden „Life Science Austria Awards“ überlegt: „Die Preisvergabe, bei der in gewohnter Weise das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie die Firmen THP Medical Products und Polymun Scientific als Sponsoren auftreten werden, soll face to face im kleinen festlichen Kreis stattfinden. Die Preisträger werden ihre Vorträge allerdings im virtuellen Raum der gesamten Community präsentieren“, erklärt Khassidov das Konzept. Neu ist auch, dass die Teilnahme an der Tagung für ÖGMBT-Mitglieder kostenlos sein und lediglich eine Registrierung verlangt wird.

Wird auch in Zukunft etwas von der diesjährigen Variante der Jahrestagung erhalten bleiben? „Tagungen neu zu denken eröffnet neue Möglichkeiten. Auch wenn Präsenzmeetings ihren Stellenwert haben, so werden wir gut angenommene Elemente aus der virtuellen Welt in der einen oder anderen Form mitnehmen“, sagt Khassidov. „Was ich sympathisch fände, ist, wenn die Dienstage auch entkoppelt von der Jahresstagung als fixe Einrichtung weiterbestehen“, meint Bergler.

 Published in: Chemiereport 04/2020