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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Young Life Scientists Austria

on 27 March, 2017

Unter dem Dach der ÖGMBT haben engagierte Jungwissenschaftler mit dem Aufbau des Netzwerks „Young Life Scientists Austria“ begonnen.

Der Fachverlag Wiley hat im vergangenen Jahr eine Umfrage zu Mitgliedschaften von Forschern in wissenschaftlichen Gesellschaften durchgeführt. Dabei zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen verschiedenen Generationen: Weniger als 48 Prozent der nach 1980 geborenen Forscher (der „Millennials“, wie der Verlag das nennt) gaben an, Mitglied bei einer Vereinigung oder Assoziation zu sein, während dieser Anteil bei den zwischen 1965 und 1980 geborenen („Generation X“) noch bei 73 Prozent liegt, bei den älteren („Baby Boomers“, „Silent Generation“) sogar bei mehr als 80 Prozent. Als Gründe nannten die jungen „Nicht-Mitglieder“ vor allem, nicht gefragt worden zu sein oder gar nicht zu wissen, welche Gesellschaften in ihrem Fachgebiet existieren. Es mangle also, so die Autoren der Studie, an „Awareness“.
Jonas Ramoni, der am Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien forscht, ist ein Wissenschaftler der „Millennial“-Generation. Im Unterschied zu dem in der Wiley-Umfrage gezeichneten Bild zeigt er aber eine hohe „Awareness“ für die Bedeutung wissenschaftlicher Gesellschaften. Mit dem Anliegen, junge Biowissenschaftler miteinander zu vernetzen, dockte er vor einigen Monaten an die ÖGMBT an: „Die ÖGMBT ist die einzige Organisation in Österreich, die die gesamten Life Sciences in Österreich miteinander verbindet“, sagt Ramoni. Junge Forscher hätten zwar schon punktuell an einzelnen Unis miteinander Gruppierungen gebildet, auch gebe es mit der „Young Scientists Association“ ein Netzwerk für Doktoranden in der Medizin. „Solche Insellösungen sind aber alleine nicht zufriedenstellend“, ist Ramonis Ansicht.


Erstes Treffen mit viel Engagement

Aus dieser Motivation heraus startete Ramoni eine Initiative, innerhalb der ÖGMBT das Netzwerk „Young Life Scientists Austria“ (YLSA) aufzubauen, das jungen Biowissenschaftlern zwischen Masterarbeit und Postdoc offenstehen soll. Ende Juni organisierte er gemeinsam mit
Michael Sauer, dem designierten Leiter der ÖGMBT-Zweigstelle Ost, ein erstes Treffen in Wien, an dem 17 junge Wissenschaftler von TU Wien, BOKU, IST Austria, Meduni Wien, Vetmed, Uni Wien und den Max F Perutz Laboratories teilnahmen. Ein Forscher reiste sogar eigens von der TU Graz an. Im gemeinsamen Gespräch wurde erörtert, welche Interessen bestehen und welche Aktivitäten gesetzt werden könnten. „Wir haben bei dem Treffen bewusst keine Rahmenbedingungen vorgegeben, sondern einfach in die Runde gefragt, welche Aktivitäten man für sinnvoll halten würde“, erzählt Ramoni. Dabei fiel auf, dass ein hoher Prozentsatz der anwesenden Jungwissenschaftler ein besonderes Interesse daran hatte, mit Industriebetrieben in Kontakt zu kommen. „Die ÖGMBT hat ein Alleinstellungsmerkmal, wenn es darum geht, Industrie und Forschung in den Life Sciences auf einer Plattform zusammenzubringen“, so Ramoni. In einer eigenen Veranstaltungsreihe könnten Industrievertreter auf die Jungforscher treffen und dort darstellen, welche Karrieremöglichkeiten es gibt und welche Skills gefragt sind. An zweiter Stelle des Interesses steht bei den Jungwissenschaftlern die Vernetzung mit anderen Forschern ihrer Altersgruppe. „Dabei geht es weniger um den fachlichen oder methodischen Austausch, das findet ohnehin in der eigenen Arbeitsgruppe statt“, erklärt Ramoni. Vielmehr ist an Erfahrungsaustausch zu organisatorischen Rahmenbedingungen, zum Verfassen von Projektanträgen, eventuell auch zum Umgang mit Konfliktsituationen in einer Forschungsgruppe gedacht. Aber auch die Möglichkeit, an Coaching- und Mentoring-Programmen teilzunehmen, wurde bei dem Treffen mehrfach genannt. Ein mögliches Modell könnte sein, für junge Wissenschaftler Mentoren unter den etablierten Forschern zu gewinnen, die nicht aus dem gleichen fachlichen Bereich kommen. Insgesamt freut sich Ramoni, dass schon beim ersten Treffen die Teilnahme rege und das Engagement groß war: „Wir hatte eine sehr fokussierte Diskussion.“


Weitere Schritte

Im nächsten Schritt soll gemeinsam mit dem ÖGMBT-Vorstand eine Strategie erarbeitet und ein Bündel von Maßnahmen zur weiteren Vorgehensweise abgeleitet werden. Mittlerweile gibt es nicht nur in Wien, sondern auch bei den ÖGMBT-Zweigstellen in Graz und Innsbruck Ansprechpartner, um die lokale Vernetzung junger Wissenschaftler unter dem ÖGMBT-Dach zu ermöglichen. Die Zweigstelle Nord, die Salzburg und Oberösterreich umfasst, soll folgen. „An jedem Standort könnten dreimal im Jahr informelle Treffen stattfinden, standortübergreifend
einmal jährlich“, schlägt Ramoni vor. Fix ist bereits, dass es im Rahmen der diesjährigen ÖGMBT-Jahrestagung, die von 12. bis 14. September in Graz stattfindet, das erste österreichweite Treffen der Young Life Scientists Austria geben wird. „Ein solches Treffen soll in Zukunft fixer Bestandteil des Programms der ÖGMBT-Jahrestagung sein“, so Ramoni.

Original Kolumne 05/2016