Genome verraten weit zurückliegende Wanderungsbewegungen

Wednesday, 05 September 2012 11:56

Afrika - Wiege des Menschen

Die mitochondriale DNA beantwortet populationsgenetische Fragestellungen und stellt ein Spezialwerkzeug in der Gerichtsmedizin dar. Die mitochondriale DNA (mtDNA) wird in mütterlicher Vererbung ohne Einfluss der väterlichen mtDNA weitergegeben. Im Vergleich zur standardisierten Untersuchung der Kern-DNA ist dieses zweite Genom des Menschen ein Spezialgebiet der forensischen DNA-Analytik (Anm. DNA-Analysen zur Aufdeckung von Straftaten).

Innsbrucker Gerichtsmedizin weltweit führend und anerkannt

Bei minimalen Spuren ist die Typisierung der mtDNA oft die einzige Möglichkeit für eine erfolgreiche Analyse. Aus einer Kooperation innerhalb der European DNA Profiling Group, der führenden wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft in der Forensik, entwickelte sich unter der Leitung von ao.Univ.-Prof. Dr. Walther Parson am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck die qualitativ hochwertigste mitochondriale DNA Sequenzdatenbank EMPOP weltweit. „Eine mitochondriale DNA Datenbank ist allerdings etwas völlig anderes, als eine kriminalistische DNA Datenbanken wie etwa der Österreichischen Nationalen DNA-Datenbank. EMPOP stellt in der Gerichtsmedizin ein Spezialwerkzeug für die Identifikation dar“, erklärt o.Univ.-Prof. Dr. Richard Scheithauer, Leiter des Innsbrucker Institutes für Gerichtliche Medizin. „EMPOP ist allen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern zugänglich und nicht nur für die Gerichtsmedizin von Interesse, sondern speziell auch für die Populations- und Humangenetik.“ In Innsbruck sind darüber hinaus die weltweit gültigen Qualitätsstandards in der forensischen Analyse mitochondrialer DNA hauptverantwortlich mitentwickelt worden. Innsbruck gilt daher als anerkanntes Referenzlabor für mtDNA-Analysen. Erst kürzlich waren beispielsweise Vertreter des FBI (Federal Bureau of Investigation) aus den USA in Innsbruck, um sich über qualitätsrelevante Fragestellungen bei mtDNA-Datenbanken auszutauschen.

 Die Erforschung der Siedlungsgeschichte

Mit Hilfe der Analyse der mtDNA ist es möglich, die Ausbreitung der „weiblichen“ DNA Linien nachzuvollziehen und damit weit zurückliegende Wanderungsbewegungen des Menschen zu rekonstruieren. Die Entstehung des Menschen in Afrika, seine Ausbreitung von dort ausgehend nach Europa, Asien und über eine Landbrücke im Gebiet der heutigen Beringstraße nach Amerika sind bahnbrechende Erkenntnisse aus der mtDNA-Forschung, die heute allgemein anerkannt sind.

Beitrag aus Innsbruck zur frühen Besiedlung Südamerikas

Die Rekonstruktion der Ausbreitung des Menschen über die ganze Erde ist ein spannendes Forschungsgebiet der Genetik. Auch eine Innsbrucker ForscherInnengruppe unter der Leitung von ao.Univ.-Prof. Dr. Walther Parson, Leiter der Forensischen Molekularbiologie am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck, konnte erst kürzlich einen international beachteten Beitrag zur frühen Besiedlung Amerikas liefern. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die ersten Siedler den letzten Kontinent auf der in Afrika begonnen Reise äußert schnell in nur wenigen Jahrtausenden an der Pazifikküste entlang besiedelt und das Innere des Kontinents über die südlichen Anden bevölkert haben“, erklärt Prof. Parson.

Kongress in Innsbruck
Das Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck lädt zur Tagung „DNA in Forensics 2012“ (6.-8. September). 250 WissenschafterInnen aus über 40 Nationen diskutieren aktuelle Themen der rechts- und kriminalmedizinischen Forschung.

Homepage der Tagung:
http://dna2012.gerichtsmedizin.at/

Medizinische Rückfragen:
Institut für Gerichtliche Medizin
Medizinische Universität Innsbruck
Direktor o.Univ.Prof. Dr. Richard Scheithauer
Telefon +43 512 9003 70600

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