MedUni Wien AKH Wien: Selektionskriterien für Lungentransplantationen bei COVID-19

Thursday, 08 April 2021 00:51

life-science Karriere Services, Foto: © Anna Shvets_pexelsBereits vor fast einem Jahr fand die erste Lungentransplantationen einer COVID-19 Patientin an der MedUni Wien und im AKH Wien statt. Nun hat das Konsortium in einer Studie erstmals generelle Selektionsleitlinien für Lungentransplantationen bei COVID-19 vorgestellt.

Internationales Konsortium führte bereits rund 40 Eingriffe durch

Im Mai 2020 wurde eine 44-jährige Patientin nach einem schweren Verlauf von Covid-19 von einem Team um den Thoraxchirurgen Konrad Hötzenecker an der Universitätsklinik für Chirurgie von MedUni Wien und AKH Wien als erste Patientin Europas in dieser Indikation Lungen transplantiert. Mittlerweile ist das Wiener Lungentransplantationsprogramm führend an einem internationalen Konsortium mit ExpertInnen aus den USA, Europa und Asien beteiligt. Denn aufbauend auf der Expertise aus Wien wurden weltweit bereits circa 40 Transplantationen bei Covid-19-Patient*Innen durchgeführt. Jetzt wurden in einer Studie im Top-Journal „The Lancet Respiratory Medicine“ erstmals generelle Selektionskriterien für eine Lungentransplantation bei Covid-19 vorgestellt.

„Wir haben die weltweit ersten Erfahrungen mit Lungentransplantationen bei Covid-19-Patient*Innen zusammen aufgearbeitet. Klar ist, dass ein dermaßen komplexer Eingriff nur für Patient*Innen in Frage kommt, die aufgrund ihres Alters und eines allgemein günstigen Gesundheitszustandes gute Chancen auf eine Genesung mit neuer Lunge haben.“ – Konrad Hötzenecker, Thoraxchirurg

Hötzenecker ist der Leiter des weltweit renommierten Lungentransplantationsprogramms von MedUni Wien und AKH Wien. Das Programm gehört mit rund 100 Lungentransplantationen pro Jahr gemeinsam mit jenen in Toronto, Cleveland und Hannover zu den größten Programmen der Welt.

Die erste COVID-19 Patientin mit Spenderlunge

Die erste Patientin erlitt im März 2020 infolge der COVID-19-Infektion ein totales Versagen der Lunge, weshalb eine künstliche Beatmung nicht mehr möglich war. Sie konnte nur mehr durch die Kreislaufpumpe am Leben gehalten werden. Zum Zeitpunkt der Transplantation waren im PCR-Test noch Viruspartikel nachweisbar gewesen, die aber als nicht infektiös eingestuft wurden. Den Thoraxchirug*Innen und dem OP-Team von MedUni Wien und AKH Wien gelang es, die vollkommen zerstörte Lunge der Patientin durch eine neue Spenderlunge zu ersetzen.

Wissenschaftliche Leitlinien für die Welt

Als Kriterien für eine mögliche Transplantation wurden folgende Faktoren festgelegt:

  • Ausschöpfung aller konservativen Therapieoptionen,
  • keine Erholung der durch Covid-19 geschädigten Lunge trotz mindestens vierwöchiger Beatmung/ECMO-Therapie,
  • Nachweis des fortgeschrittenen und irreversiblen Lungenschadens in mehreren aufeinanderfolgenden CT-Untersuchungen,
  • Alter unter 65 Jahren und
  • keine relevanten Begleiterkrankungen.

Weiters müssen Kandidat*Innen für eine Lungentransplantation in einem guten körperlichen Zustand sein oder eine reelle Chance auf eine volle körperliche Rehabilitation nach der Transplantation haben.

„Diese Leitlinien lassen sich weltweit umsetzen, um besser selektieren zu können, welche Patientin bzw. welcher Patient tatsächlich für eine Lungentransplantation nach einer Covid-19-Erkrankung in Frage kommt.“ – Konrad Hötzenecker, Thoraxchirurg

Mit inzwischen zwölf durchgeführten Lungentransplantationen an der MedUni Wien und AKH Wien konnte gezeigt werden, dass selbst für Patient*Innen mit schwersten Verläufen durch eine Lungentransplantation ein Überleben möglich ist.

 

Publikation: The Lancet Respiratory Medicine
Early outcomes after lung transplantation for severe COVID-19: a series of the first consecutive cases from four countries
Ankit Bharat, Tiago N Machuca, Melissa Querrey, Chitaru Kurihara, Rafael Garza-Castillon, Samuel Kim, Adwaiy Manerikar, Andres Pelaez, Mauricio Pipkin, Abbas Shahmohammadi, Mindaugas Rackauskas, Suresh Rao KG, K R Balakrishnan, Apar Jindal, Lara Schaheen, Samad Hashimi, Bhuvin Buddhdev, Ashwini Arjuna, Lorenzo Rosso, Alessandro Palleschi, Christian Lang, Peter Jaksch, G R Scott Budinger, Mario Nosotti, Konrad Hoetzenecker,
The Lancet Respiratory Medicine, 2021, in Press.

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2213260021000771

 

Rückfragen und nähere Informationen:
Medizinische Universität Wien
www.meduniwien.ac.at

Universitätsklinikum AKH Wien
www.akhwien.at

(LB)
Quelle: Medizinische Universität Wien
Foto: © Anna Shvets / pexels.com

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