Menschen mit Schlafstörungen schätzen ihre Schlafenszeit oft falsch ein

Thursday, 04 February 2021 00:58

life-science Karriere Services, Foto: © ivan oboleninov_ pexelsMenschen mit Schlafstörungen, vor allem Insomnie-Patient*innen, haben oft eine Fehlwahrnehmung ihres tatsächlichen Schlafverhaltens. Eine Forschungsgruppe der MedUni Wien erhob bei welchen Schlafstörungsformen eine Differenz zwischen Eigenwahrnehmung und Messresultaten auftritt, und ob es dafür begünstigende Faktoren gibt.

Geleitet wurde die Forschungsgruppe wurde von Karin Trimmel und Stefan Seidel von der Ambulanz für Schlafstörungen und schlafassoziierte Störungen der MedUni Wien. Die klinische Studie zeigt auf, dass Fehlwahrnehmungen bei allen Formen von Schlafstörungen auftreten, jedoch am ausgeprägtesten bei Insomnie. Zudem unterschätzen Patient*innen mit Insomnie ihre Schlafdauer am häufigsten, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Untersuchungsort.

Reales vs. wahrgenommenes Schlafverhalten

In der Schlafforschung sind Fehlwahrnehmungen der PatientInnen über deren tatsächliche Schlafdauer ein bekanntes Phänomen. Oft haben sie einen individuell anderen Eindruck ihres Schlafverhaltens, als es klinische Messungen ergeben. Dennoch gab es bisher keinen wissenschaftlich durchgeführten Vergleich zwischen realer Schlafzeit und der persönlich wahrgenommenen von Betroffenen, der auch die begleitenden Faktoren analysierte.

Die Forschungsgruppe um die Neurolog*innen Trimmel und Seidel von der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien (Ambulanz für Schlafstörungen und schlafassoziierte Störungen) analysierte zwischen 2012 und 2016 Patient*innengespräche und Polysomnographien (PSG) einer repräsentativen Gruppe von 303 Patient*innen der Schlafambulanz, darunter 49 Prozent Frauen.

32 % litten an der am häufigsten auftretenden Schlafstörung, der Insomnie,
27 % an schlafbezogenen Atmungsstörungen,
15 % an schlafbezogenen Bewegungsstörungen,
14 % an Hypersomnie/Narkolepsie und
12 % an Parasomnien.

Bei der PSG werden über Nacht die Schlaftiefe, Muskelaktivitäten und die Atmung gemessen. Diese Untersuchungen können stationär oder ambulant stattfinden, wobei die PatientInnen im letzteren Fall zuhause übernachten.

Insomnie-Patient*innen überschätzen ihre Schlafdauer

Es zeigte sich, dass eine Diskrepanz zwischen berichteter Eigenwahrnehmung und tatsächlichen Messergebnissen bei allen Schlafstörungen auftritt, jedoch bei Insomnie am größten ist, unabhängig vom Alter, Geschlecht und ob die Untersuchungsnacht im Schlaflabor oder zuhause verbracht wurde. Insomnie-Patient*innen überschätzten ihre Schlaflatenz, also die Dauer bis zum Einschlafen, und unterschätzten deutlich ihre reale Schlafdauer. Eine Rolle könnte dabei ein konstant erhöhtes Grundanspannungsniveau der Betroffenen mit einer daraus resultierenden gestörten Schlafarchitektur spielen. Zusätzlich sind Insomnien häufig auch mit psychiatrischen Krankheitsbildern assoziiert. Im Gegensatz zu Insomnie-Patient*innen gab es bei Patient*innen mit anderen Schlafstörungen Tendenzen zur Unterschätzung der Schlaflatenz und Überschätzung der tatsächlichen Schlafdauer.

Bei Insomnie ist die kognitive Verhaltenstherapie die passende Behandlung:

„Die Integration dieser Fehlwahrnehmung in die Verhaltenstherapie kann den Behandlungserfolg deutlich verbessern, daher ist die Durchführung einer Polysomnographie bei PatientInnen mit therapieresistenter Insomnie sehr zu empfehlen.“ – Karin Trimmel

 

Publiziert im Journal of Clinical Sleep Medicine

The (mis)perception of sleep: factors influencing the discrepancy between self-reported and objective sleep parameters. Karin Trimmel, Hans Gerhard Eder, Marion Böck, Andrijana Stefanic-Kejik, Gerhard Klösch, Stefan Seidel.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33393901/

 

Rückfragehinweis:

Medizinische Universität Wien
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
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(LB)
Quelle: Medizinische Universität Wien
Foto: © Ivan Oboleninov / pexels.com

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