Invasive Säugetiere als Gefahr für Gesundheit

Sunday, 28 November 2021 00:37

Invasive Säugetiere als Gefahr für GesundheitInvasive Säugetiere können in Europa auch zur Gefahr für Gesundheit und Biodiversität werden. Die Verbreitung eingeschleppter Arten und potenzieller Krankheitserreger wird durch den Klimawandel begünstigt.

Invasive Säuger verdrängen heimische Arten

Waschbär, Marderhund, Grauhörnchen, Nutria – putzige Säugetiere, die eines gemeinsam haben: Sie kamen ursprünglich in Europa nicht vor. Sie wurden vom Menschen als Haus- oder Pelztiere eingeführt und haben sich in den letzten Jahrzehnten in Europa rasch ausgebreitet. Als Überträger von Krankheiten oder durch die Verdrängung heimischer Arten können sie massive Auswirkungen auf die Umwelt und für die menschliche Gesundheit haben. So hat etwa der amerikanische Mink den europäischen Nerz an den Rand des Aussterbens gebracht. Trotz der Umsetzung internationaler Vereinbarungen in der EU breiten sich invasive gebietsfremde Säugetiere weiterhin aus. Die ForscherInnen haben daher für 16 der wichtigsten invasiven Säugetiere Europas eine umfassende Analyse zu ihrer Verbreitung und den Auswirkungen dessen durchgeführt.

Vom Menschen eingeführte invasive Arten verursachen in Europa jährlich enorme Schäden und können sich auch negativ auf die Biodiversität auswirken. Viele dieser Arten breiten sich nach wie vor aus und diese Entwicklung wird durch den Klimawandel beschleunigt. Nun zeigt eine internationale Studie unter Beteiligung von Biolog*innen der Universität Wien um Franz Essl, welche Auswirkungen invasive Säugetiere in Europa haben.

Waschbär liebt milde Winter

“Obwohl in den letzten 50 Jahren die Freisetzung gebietsfremder Säugetiere in Europa abgenommen hat, breiten sich die schon vorhandenen gebietsfremden Säugetiere zunehmend aus”, erklärt Lisa Tedeschi, die Hauptautorin der Studie. Die in Europa am häufigsten vorkommenden invasiven Säugetiere sind der aus Ostsibirien stammende Marderhund, sowie mehrere aus Nordamerika stammenden Arten: Bisamratte, Mink, Waschbär. “Alle diese Arten kommen auch in Österreich mittlerweile vor”, erklärt Franz Essl von der Universität Wien: “Mit Ausnahme der Bisamratte, die schon lange in Österreich ansässig war, haben sich die anderen Arten erst seit der Jahrtausendwende in Österreich festsetzen können”. Der Klimawandel spielt dabei eine bedeutende Rolle, da harte Winter etwa für Waschbär und Nutria ein großes Problem darstellen.

Invasive Säugetiere als Gefahr für GesundheitDas Grauhörnchen hat in Großbritannien das heimische Eichhörnchen mittlerweile fast völlig verdrängt. Auch in Norditalien befindet es sich auf dem Vormarsch, weshalb es in absehbarer Zeit auch Österreich besiedeln wird. “Exotische Eichhörnchen wurden immer wieder illegal in städtischen Parks ausgesetzt”, so Lisa Tedeschi. Aufgrund von Verboten und Aufklärungsmaßnahmen haben solche Freilassungen jedoch in jüngerer Vergangenheit abgenommen.

Säugetiere als Überträger von Krankheitserregern

Durch COVID-19 sind Säugetiere als potenzielle Überträger von human-medizinisch bedeutsamen Krankheitserreger ins Blickfeld gerückt. “Von den 16 untersuchten invasiven Säugetieren in Europa sind 13 Arten potenzielle Überträger von Krankheitserregern”, betont Franz Essl. An erster Stelle steht der Waschbär, der als Wirt von mehr als 30 Krankheitserregern bekannt ist, die potenziell auf den Menschen überwechseln können.

Schlussfolgerung: Es ist wichtig, die weitere Einschleppung invasiver Arten in Europa zu verhindern und bei den schon vorkommenden Arten die weitere Ausbreitung zu stoppen. Dafür ist eine konsequente Umsetzung der Verordnung zu invasiven Arten der EU nötig, so die Autor*innen der Studie.

Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift “Mammal Review” erschienen.

Publikation in “Mammal Review”
Tedeschi L, Biancolini D, Capinha C, Rondinini C, Essl F (2021) Introduction, spread, and impacts of invasive alien mammal species in Europe. Mammal Review.
DOI: 10.1111/mam.12277

Foto: Der Amerikanische Mink kommt mittlerweile in 28 europäischen Ländern vor. (© Cesar Capinha)
Das aus Nordamerika stammende Grauhörnchen breitet sich zunehmend in Europa aus. (© Cesar Capinha)

Wissenschaftliche Kontakte
Assoz.-Univ.-Prof. Mag. Dr. Franz Essl
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Universität Wien
T +43-676-609-1638
This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.
www.univie.ac.at

M.Sc. Lisa Tedeschi
Global Mammal Assessment programme
Department of Biology and Biotechnologies
Sapienza University of Rome
T +393338791498
This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it.

(GZ)
Quelle: Universität Wien

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