Brustscreening: Erkenntnisse der MedUni Wien werden Biopsien nach MRT-Untersuchung um 30 Prozent senken

Monday, 08 March 2021 00:00

life-science Karriere Services, Foto: © Anna Tarazevich_pexelsBrustkrebs ist die häufigste tödliche Krebserkrankung bei Frauen. Eine rechtzeitige Früherkennung erhöht die Heilungschancen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein exaktes Verfahren, um Tumoren des Brustgewebes zu erkennen und zu klassifizieren.

Manchmal ist sie aber „zu genau“, was eine weitere Abklärung (Biopsie) nötig macht und in manchen Fällen sogar zur Überbehandlung, also zu unnötigen Operationen, führen kann. Ein Forschungsteam der MedUni Wien konnte nun für einen nichtinvasiven bildgebenden Biomarker weltweit erstmals einen Grenzwert bestätigen. Dieser kann ohne Zeitaufwand in kurze Standarduntersuchungen integriert werden und könnte die Rate der Biopsien nach MRT-Untersuchung um 30 Prozent senken. Da die Infrastruktur für diese Messung in allen radiologischen Einrichtungen in Österreich vorhanden ist, könnte der Biomarker sofort flächendeckend zur Anwendung kommen.

Einfache MRT-Messung der Brust könnte Biopsien um 30 Prozent senken

Die MRT ist das akkurateste Verfahren zur Brustkrebsdetektion. Dies hat seinen Preis: Bei einer bis zwei von zehn Frauen kommt es zum Fehlalarm. Denn in manchen Fällen ist es schwer zu sagen, ob entdeckte Knoten bösartig sind, oder ob das Gewebe nur besonders dicht und daher gut durchblutet ist. Zur Diagnose wird dann eine Biopsie des Brustgewebes vorgenommen, um sicherzustellen, dass kein Tumor vorliegt. Diese Gewebsentnahmen stellen für viele Frauen eine psychische wie physische Belastung dar und verursachen Kosten.

Eine von der MedUni Wien geleitete multizentrische und multinationale Arbeitsgruppe konnte nun in einer Studie nachweisen, dass ein bestimmter Grenzwert (ADC) in einem speziellen MRT-Verfahren, der diffusionsgewichteten Bildgebung (DWI), Aufschluss darüber gibt, ob der fraglichen Läsion eine Biopsie entnommen werden muss. Dadurch könnten künftig bis zu ein Drittel der unnötigen Gewebsentnahmen nach einer Magnetresonanztomographie vermieden werden.

DWI – diffusionsgewichtete Bildgebung („diffusion-weighted imaging“)

Paola Clauser, Universitätsklink für Radiologie von MedUni Wien und AKH Wien, Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der beiden Einrichtungen und Erstautorin der Studie:

„Mit Hilfe der DWI können wir Läsionen viel besser charakterisieren. Denn: Im gesunden Gewebe „tanzen“ die Wasserstoffmoleküle schneller als bei bösartigen Tumoren. Karzinome weisen eine hohe Zelldichte auf und hindern die Wassermoleküle bei ihrer Bewegung. Wir konnten nun belegen, dass wir Brusttumoren, wenn der Grenzwert (ADC) größer gleich 1,5+10-3 mm2/s ist, nicht biopsieren müssen.“ – Paola Clauser

Die DWI dauert maximal drei Minuten, verbessert aber die Diagnose erheblich. Zudem ist die DWI bei der Diagnose von Schlaganfällen bereits etabliert und erfreut sich auch in der Tumordiagnostik steigender Beliebtheit. Jede radiologische Einrichtung ist daher in der Lage, sie durchzuführen.

Pascal Baltzer, Universitätsklink für Radiologie von MedUni Wien und AKH Wien, Mitglied des CCC und Studienleiter:

„In dieser multizentrischen Studie ist es uns mit diesem Grenzwert gelungen, einen objektiven, standardisierten Biomarker zu etablieren. Er ist überall anwendbar, weil er weitgehend vom Gerät, der Erfahrung der RadiologInnen, der Messzeit oder dem Messverfahren unabhängig ist.“

 

“Diffusion-weighted imaging allows for downgrading MR BI-RADS 4 lesions in contrast-enhanced MRI of the breast to avoid unnecessary biopsy”

Paola Clauser, Barbara Krug, Hubert Bickel, Matthias Dietzel, Katja Pinker-Domenig, Victor Frederic Neuhaus, Maria Adele Marino, Marco Moschetta, Nicoletta Troiano, Thomas H. Helbich, Pascal A Baltzer. 2021 Jan 14;clincanres.3037.2020.

 

Rückfragehinweise:

Comprehensive Cancer Center Vienna
www.ccc.ac.at

Medizinische Universität Wien
www.meduniwien.ac.at

Universitätsklinikum AKH Wien
www.akhwien.at

(LB)
Quelle: Medizinische Universität Wien
Foto: © Copyright Anna Tarazevich/ pexels.com

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