Pro Jahr gibt es rund 24.000 Fälle von Lyme Borreliose aufgrund eines Zeckenbisses. Denn rund 20 Prozent der Zecken sind infizer. Unbehandelt kann es zu schweren Komplikationen kommen, weswegen WissenschaftlerInnen nun ein Antibiotika-Gel entwickelt haben. Foto: (c) B. Lang/pixelio.de
Antibiotika-Gel verhindert Borreliose nach Zeckenstich
Ein Antibiotika-Gel auf Basis von Azithromycin, einem Antibiotikum mit antibakteriellen Eigenschaften, hilft dabei, nach einem Zeckenstich die Entwicklung einer Lyme-Borreliose zu verhindern. Das ist das Ergebnis einer multizentralen internationalen Studie, an der die MedUni Wien mit der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie maßgeblich beteiligt war. Die Studie wurde nun im absoluten Top-Journal „The Lancet Infectious Diseases“ (Impact-Faktor 21,372) veröffentlicht.
Belegstudie an mehreren Universitäten
An der Phase II/III-Studie, der für den möglichen klinischen Einsatz nun noch eine Belegstudie folgen muss, waren aus Österreich neben der Medizinischen Universität Wien u.a. auch die Medizinische Universität Graz (Abteilung für Dermatologie), die Medizinische Universität Innsbruck (Abteilung für Dermatologie und Venerologie), das Elisabethinen-Krankenhaus in Linz sowie das Zentrum für Reisemedizin in St. Pölten beteiligt, weitere Partner kommen aus Deutschland (Berlin, Würzburg) und der Schweiz (Zürich). Das Antibiotika-Gel wurde vom Schweizer Unternehmen Ixodes AG entwickelt.
Erfolgreiche Anwendung
Insgesamt wurden 1.000 PatientInnen mit einem frischen Zeckenbiss innerhalb von 72 Stunden nach erfolgtem Biss mit dem Antibiotika-Gel behandelt. Jilma: „Keiner der Probanden entwickelte eine Lyme-Borreliose.“ In der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhielt, kam es hingegen zu sieben Borreliose-Fällen.
Der Vorteil des Gels: Es ist nebenwirkungsfrei und könnte, so die vielversprechenden Ergebnisse, daher auch bei Kindern eingesetzt werden. Die Therapie ist zudem ganz einfach: Drei Tage lang muss das Gel alle 12 Stunden aufgetragen werden. „Dadurch werden die Borrelien abgetötet“, erklärt Jilma.
In Österreich gibt es pro Jahr rund 24.000 Fälle von Lyme Borreliose, in Westeuropa sind es über 200.000 neue Infektionen mit der weltweit häufigsten Zecken-Infektionskrankheit. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann die Infektion die Gelenke, das Herz und das Nervensystem des Menschen angreifen und schwere Komplikationen verursachen. Bis zu 5 Prozent aller Zeckenbisse führen zu einer Lyme-Borreliose, rund 20 Prozent der Zecken sind infiziert.
Service: The Lancet Infectious Diseases
„Topical azithromycin treatment for the prevention of Lyme borreliosis: Results from a randomised, placebo-controlled phase-3 efficacy trial.“ M. Schwameis, B. Jilma et al. http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(16)30529-1.
Quelle: Medizinische Universität Wien
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