Gehirn-Gesundheit: Mit dem Einsatz von Ketamin kann Depression sehr schnell behandelt werden und suizidale Gedanken verdrängt werden. Es wird daher in der Psychiatrie verwendet und wirkt bereits nach zehn bis 20 Minuten. Foto: (c) Christa El Kashef/pixelio.de
Ketamin: Bekanntes Narkosemittel als rasche Hilfe bei Depression
Wien und die MedUni Wien sind derzeit der Hotspot für Gehirn-Gesundheit: Am 16. September fand erstmals der „Brain Day“ für ein Laienpublikum im Van Swieten Saal der Medizinischen Universität Wien statt. Einen Tag später startete der größte europäische Fach-Kongress für Neuropsychopharmakologie, der ECNP unter maßgeblicher Beteiligung von MedUni Wien-ExpertInnen. Ein Thema, das dort auf der Tagesordnung stand, war der Einsatz von Ketamin in der Behandlung von Depressionen. Das aus der Chirurgie bekannte Narkotikum holt Menschen sehr schnell aus ihrer Depression und verdrängt suizidale Gedanken, wie Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie betont.
„Ketamin wirkt bereits nach zehn bis 20 Minuten und hellt die Stimmung auf“, erklärt Kasper, der zudem vor knapp 20 Jahren erstmals den ECNP-Kongressnach Wien geholt hat. Jahrzehntelang war der Arzneistoff Ketamin in der Anästhesie bei chirurgischen Eingriffen eingesetzt worden. PatientInnen mit einer Ketaminnarkose von 600 bis 800 mg/kg ging es am nächsten Tag aber deutlich besser als mit einem anderen Anästhetikum.
Daher wurde die Verwendung für die Psychiatrie – in Dosen bis zu 50 mg/kg zweimal pro Woche – adaptiert und wird nun als neue Wunderwaffe gegen Depression bezeichnet. Die MedUni Wien ist an der Entwicklung dieses Therapeutikums maßgeblich beteiligt und eines der führenden Zentren und treibt derzeit die Forschungen für einen Nasenspray auf Ketamin-Basis voran. Der Vorteil: „Damit könnten wir die Leber schonen.“
Ketamin repariert eine gestörte Balance im Gehirn
Der Wirkmechanismus von Ketamin besteht im Ausgleich einer Störung der Glutamat-GABA-Balance im Gehirn: Glutamat ist besonders im Gehirn von zentraler Bedeutung und ist für die Bewegungssteuerung, Sinneswahrnehmung und auch das Gedächtnis wichtig. GABA ist ein hemmender Neurotransmitter Gehirn. Dockt er an den Rezeptor an, so setzt er die Erregbarkeit der Nervenzellen herab. Somit ist GABA quasi der Gegenspieler von Glutamat. Bei Menschen mit Depressionen oder Angstzuständen ist diese Balance gestört, die durch Ketamin repariert werden kann.
Termin: Brain Day am 16. September 2016
Einen Tag vor Beginn des internationalen Fachkongresses im Austria Center Vienna fand im Van Swieten Saal der MedUni Wien der „Brain Day“ für ein Laienpublikum statt. ExpertInnen der Medizinischen Universität Wien und internationale ReferentInnen berichteten über die neuesten Erkenntnisse zu Themen wie „Depression und Angst“, „demenzielle Erkrankungen“ oder „ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Eltern“. Zum Abschluss gab es eine öffentliche Diskussionsrunde unter Leitung von Siegfried Kasper.
29. ECNP Congress Vienna
Von 17.-20. September fand im Austria Center Vienna der jährliche Fachkongress des ECNP (European College of Neuropsychopharmacology) mit bis zu 6.000 TeilnehmerInnen statt. Infos: http://www.ecnp-congress.eu/.
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