Dehnen wirkt doch

Thursday, 01 August 2013 11:30

Dehnen wirkt doch Wirkt Dehnen positiv, negativ oder gar nicht auf den Körper - diese Diskussion läuft bereits seit Jahrzehnten. Für jene, die regelmäßig dehnen liegt es nach ihrem subjektiven Empfinden auf der Hand, dass sich Dehnungsübungen positiv auf die Bewegung und das Wohlbefinden auswirken - sonst würden sie es nicht tun. SportwissenschafterInnen der Uni Graz untersuchen nun die Bedeutung und Wirkung des Dehnens. Foto (c) Petra Bork, pixelio.de

Rein in die Laufschuhe, raus in die Natur: Dass Sport in frischer Luft positive Effekte hat, ist bekannt und erwiesen. Ob vor und/oder nach dem Laufen gedehnt werden soll, ist in der Fachwelt aber noch immer eine Streitfrage, erläutert Assoz.-Prof. Dr. Markus Tilp vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Graz: „Das Stretching ist eine wesentliche Vorbereitung des Körpers auf die bevorstehende Bewegung. Welche der gängigen Techniken aber das eigene Bewegungsausmaß am meisten erweitern kann und worauf dieser Effekt fußt, war bislang unklar.“ Im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts wird derzeit nicht nur nach der besten Trainingsmethode gesucht, sondern auch mit folgendem Irrglauben aufgeräumt: Dehnen beeinflusse nur das subjektive Schmerzempfinden und auch kurzes Stretching wirke sich negativ auf die sportliche Leistung aus.

Streching bringt Beweglichkeit

„Bis dato wurde angenommen, dass größere Bewegungsweiten ausschließlich durch eine erhöhte Schmerzresistenz erreicht werden können“, erklärt Tilp. Die ersten Ergebnisse seiner Studie belegen jedoch: Durch regelmäßiges und richtiges Dehnen kommt es neben einem „Gewöhnungseffekt“ auch zu strukturellen Veränderungen im Muskel-Sehnen-Apparat. Insgesamt 98 ProbandInnen nahmen an den Untersuchungen teil. Alle Trainierenden wiesen nach der sechswöchigen Aktivität mit drei unterschiedlichen Stretching-Methoden eine größere Beweglichkeit auf als zuvor. „Das Aufwärmen der Muskeln und Sehnen bei sportlicher Aktivität macht sich also wirklich bezahlt“, unterstreicht Tilp.

Sehnen werden weicher

Vollständig analysiert wurde bis dato nur eine Dehnmethode – die „propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation“, kurz PNF, die aus einer Abwechslung von An- und Entspannung besteht. „Hier konnten wir mittels Ultraschall eindeutig zeigen, dass PNF-Stretching die Sehnen weicher werden lässt“, fasst Andreas Konrad, Dissertant am Institut für Sportwissenschaft, zusammen. Die statische sowie die ballistische, das bedeutet wippende, Techniken werden in den kommenden Monaten ausgewertet. Schon jetzt steht allerdings fest: Alle drei Methoden erhöhen das Bewegungsausmaß der ProbandInnen mittelfristig. Allerdings zeigte die zwanzigköpfige Kontrollgruppe: „Ohne Training gibt es keine Veränderungen in den Muskel- und Sehneneigenschaften“, betont Tilp.

In einer aktuellen Pilotstudie konnte ebenfalls gezeigt werden, dass kurzes statisches Dehnen für 15 Sekunden vor der Aktivität keine negativen Effekte auf die Sprung- oder die Maximalkraft hat, wie in der Sportpraxis oft fälschlicherweise angenommen wurde. Die gesammelten Ergebnisse aus beiden Projekten könnten der Schlüssel zu Trainings mit individuell abgestimmtem Stretching werden. Generell empfehlen die WissenschafterInnen, vor dem Sport kurz und danach länger zu dehnen.

 Kontakt:
Assoz.-Prof. Dr. Markus Tilp
Institut für Sportwissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz
Tel.: 0316/380-8332
Mobil: 0650/676 21 20
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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