Unternehmerische Früchte

Tuesday, 12 May 2015 09:19

Die heurige ÖGMBT-Jahrestagung bot die übliche wissenschaftliche Breite, erweiterte ihr
Programm aber um die Themen Entrepreneurship und Nachwuchsförderung.

Für gewöhnlich ist die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Molekulare Biowissenschaften und Biotechnologie ein Treffpunkt der heimischen akademischen Biowissenschaftler, zu dem man sich international renommierte Keynote Speakers als Sahnehäubchen einlädt. Das war auch bei der diesjährigen Veranstaltung so, die von 15. bis 18. September im alten Gebäude der Wirtschaftsuniversität stattfand (das nun interimistisch der BOKU zur Verfügung steht). Von Strukturbiologie bis Bioengineering, von Krebsforschung bis Allergologie, von Pflanzenbiologie bis Molekulare Diagnostik war die gesamte Bandbreite der biowissenschaftlichen Forschung vertreten. Stefan Kaufmann vom Max-Plack-Institut  für Infektionsbiologie, Jürgen Knoblich vom IMBA, Alison Smith vom John Innes Centre, UK, und Peter Dorrestein von der University of California in San Diego hielten vielbeachtete  Plenarvorträge. Beeindruckt hat auch FWF-Präsidentin Pascale Ehrenfreund mit ihrem Eröffnungsvortrag über Astrobiologie. Die an der George Washington University und am NASA Astrobiology Institute tätige Wissenschaftlerin legte dar, mit welchen Methoden man nach Spuren gegenwärtigen oder fossilen Lebens auf anderen Planeten sucht und wie man sich darauf durch das Studium von Mikroorganismen an den lebensfeindlichsten Plätzen der Erde vorbereitet.

Nachwuchs an Fachkräften und Unternehmern

Doch in diesem Jahr wurde der Focus der ÖGMBT-Tagung deutlich über die Wissenschaft hinaus erweitert. Zum einen richtete man in Kooperation mit Open Science und dem Verein „in.come“ ein eigenes Rahmenprogramm für Schüler aus. Insgesamt 140 Schüler der achten und zwölften Schulstufe konnten in Mitmachstationen selbst die Welt der Molekularbiologie kennenlernen und bekamen von einigen der Tagungsteilnehmer wissenschaftliche Poster zielgruppengerecht vorgestellt. Zudem informierten sich die Jugendlichen aus Neuen Mittelschulen und Gymnasien über berufliche Möglichkeiten im Life-Sciences-Bereich – auch abseits einer akademischen Ausbildung. Zum anderen waren eigene Vortragsstränge der heimischen Unternehmenslandschaft in der Life-Sciences-Branche gewidmet. Vertreter der Unternehmen Haplogen, Activartis, Vira Therapeutics, Lexogen und  Exputec zeigten die hohe Qualität der in heimischen Biotech-Firmen betriebenen Forschung. Frederick Debong (Mysugr GmbH), Sanja Selak (Origimm) und Franz Obermayr (Panoptes) berichteten aus dem Leben eines Entrepreneurs und stellten sich den teils kniffligen Fragen eines interessierten Auditoriums.

Eingebetteter Life Science Circle

Obermayr war auch  Keynote Speaker des in Kooperation mit der Clusterorganisation LISAvienna veranstalteten Life Science Circles am 17. September und gab seine Erfahrungen als Entrepreneur in einem kurzweiligen Vortrag weiter. Sein Rat: Gründer sind gut beraten, sich mit einem Team, aber auch mit Investoren zu umgeben, denen man auch menschlich vertrauen kann. Zudem ist eine hohe Toleranz für Risiko vonnöten, zumal man oft eigene Ersparnisse in das Unternehmen gesteckt hat. Denn nicht selten reicht die Finanzierung eines Startups gerade so lange, dass man den nächsten Schritt tun kann, aber nicht weiter. Auch warnte er zur Vorsicht gegenüber jenem Schwarm an externen Beratern, die alsbald um ein frisch gegründetes Unternehmen herumschwirren und Consulting-Leistungen für alles und jedes anbieten.

Original Artikel in Chemie Report 07/2014

 

Published in Chemie Report 07/2014