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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Wissenschaft mit Engagement

on 27 June, 2016

Mit den diesjährigen Forschungspreisen der ÖGMBT wurden drei junge Wissenschaftler ausgezeichnet, die herausragende Ergebnisse in den Bereichen der Biophysik, der Epigenetik und der Molekularen Diagnostik erzielten.

Es sind drei außerordentlich engagierte Jungwissenschaftler, die in diesem Jahr mit den Forschungspreisen der ÖGMBT ausgezeichnet wurden. Alle drei verfolgen ein ausgeprägtes wissenschaftliches Interesse und habe es verstanden, ihren bisherigen Karriereweg darauf aufzubauen. Das zeigt sich auch in den erzielten Ergebnissen, die von einer unabhängigen Jury als preiswürdig erachtet wurden. Verena Ruprecht, die den von Biomin zur Verfügung gestellten Research
Award für sich entscheiden konnte, ist ausgehend von der Physik zu den
Biowissenschaften gestoßen. Ihre Dissertation an der JKU Linz hat sie unter der Ägide von Gerhard Schütz bereits zu einem Thema der Biophysik gemacht und dabei die Möglichkeiten hochauflösender mikroskopischer Verfahren auf lebende Systeme angewandt. „Wenn man von der Untersuchung einzelner Moleküle herkommt, weiß man, dass in der Zelle alles permanent in Bewegung ist“, erzählt Ruprecht: „Deswegen war es unglaublich spannend für mich, zu untersuchen, wie eine ganze Zelle es schafft, sich von A nach B zu bewegen.“ Diesem Forschungsthema wandte sie sich am IST Austria in Klosterneuburg in den Teams von Michael Sixt und Carl-Philipp Heisenberg zu. Mithilfe von Zellen eines Zebrafisch-Embryos konnte die Forschergruppe einen Polarisationsmechanismus entdecken, der bewirkt, dass embryonische Vorläuferzellen in einen amöboiden Modus mit hoher Beweglichkeit transformiert werden. Das Umschalten in diesen Zustand ist dabei von den kontraktilen Eigenschaften des Zytoskeletts abhängig und wird durch biochemische und mechanische Stimuli aus der Umgebung ausgelöst. Besonders gefallen hat Ruprecht die interdisziplinäre Atmosphäre am IST Austria: „Es war ein großes Abenteuer für mich, mit einer so großen Bandbreite an Wissenschaftlern, von Physik bis Biologie, zusammenzuarbeiten.“ Der Award ist für die Forscherin vor allem eine persönliche Bestärkung: „Man bekommt nicht viel Schulterklopfen in der Wissenschaft.“

Grundlagenforschung mit klinischem Nutzen


Geteilt wurde in diesem Jahr der ÖGMBT Eppendorf Research Award. Die eine Hälfte ging dabei an Matthias Farlik, den es nach seiner Dissertation an den Max F. Perutz Laboratories in das Fachgebiet der Epigenetik zog. „Ich habe überlegt, ans Broad Institute in Cambridge, Massachusetts, zu gehen“, erzählt der Biologe. Doch als Christoph Bock von dort ans Center for Molecular Medicine (CeMM) in Wien wechselte, kam ihm die renommierte amerikanische Forschungseinrichtung gleichsam entgegen. Das Umfeld am CeMM empfand Farlik dabei als sehr befruchtend: „Am CeMM gibt es nicht zwölf voneinander unabhängige Forschungsgruppen, sondern nur eine große. Jeder kooperiert hier mit jedem.“ Besonders die enge Verbindung zur klinischen Forschung brachte viele Vorteile und hat die Gruppe auch zu der Publikation inspiriert, die nun mit dem Research Award ausgezeichnet wurde: „Next Generation Sequencing ist ein wunderbares Schlagwort, das auch auf epigenetischer Ebene immer mehr Anwendung findet“, erzählt Farlik. Doch häufig reicht das Material, dass man von einem Patienten bekommt, nicht aus, um auch noch Krebszellen von gesunden Zellen aufgrund der epigenetischen Muster unterscheiden zu können. Die Forschungsgruppe versuchte daher, eine Methodik zur Bestimmung des DNA-Methylierungsstatus in Richtung geringerer Probenmengen weiterzuentwickeln. „Das Protokoll funktionierte dann sogar mit einzelnen Zellen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten für die Erforschung der DNA-Methylierung“, schwärmt Farlik. Einen solchen Preis zu erhalten, hält Farlik als sehr bedeutsam für die Biografie eines Jungwissenschaftlers. „Ich bin froh, dass es solche wissenschaftlichen Gesellschaften wie die ÖGMBT gibt, die auch die Grundlagenforschung einer Unterstützung durch Unternehmen zugänglich macht“, bedankt sich Farlik. Farlik teilt sich den von Eppendorf zur Verfügung gestellten Preis mit
Daniela Gallerano. Die als Tochter einer Österreicherin in Italien aufgewachsene Humanbiologin lernte im Zuge eines Auslandssemesters den Allergieforscher Rudolf Valenta von der Medizinischen Universität Wien kennen. In ihrer Diplomarbeit und Dissertation beschäftigte sie sich mit einem Projekt, bei dem die diagnostischen Erfahrungen dieser Forschungsgruppe auf den Nachweis der Immunantwort bei HIV-Patienten angewandt wurden. „Menschen, die mit HIV infiziert sind, zeigen meist keine effektive Immunantwort gegen das Virus. Das hängt damit zusammen, dass HIV-spezifische Antikörper selten die Teile des Virus erkennen, die eine effektive Blockade der Infektion vermitteln würden.“ Mit dem von Gallerano und ihren
Kollegen entwickelten Test kann nun nicht nur nachgewiesen werden, ob ein Patient mit HIV infiziert ist oder nicht, sondern auch, welche Arten von Antikörpern er entwickelt hat. Verwendet wird dazu ein Microarray, auf dem rund 150 verschiedene Virus- und Kontrollkomponenten immobilisiert sind und das nur sehr wenig Probenmaterial benötigt. Auch für Gallerano ist der ÖGMBT Research Award vor allem eine persönliche Anerkennung und eine starke berufliche Motivation:
„Man forscht ja immer ein bisschen in der Hoffnung, dass die eigene Arbeit Wirkung erzielt und das Forschungsgebiet ein wenig weiterentwickelt.“ Da sei ein solcher Preis eine schöne Bestätigung.

Original Kolumne 07/2015