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Wir sind ab nun regelmäßig im CHEMIE REPORT mit einer ÖGMBT-Kolumne mit den neuesten Entwicklungen aus der österreichischen Life Science Szene vertreten. Wenn Sie einen interessanten Beitrag dazu leisten wollen, richten Sie Ihre Anfrage bitte an die Geschäftsstelle!

 

 

Wissenschaft für alle

on 20 March, 2014

Der Verein „Open Science“ vermittelt der breiten Öffentlichkeit Arbeitsweise und Ergebnisse der Lebenswissenschaften. Die Vorgängergesellschaften der ÖGMBT gehörten von Anfang an zu den Unterstützern.

Die Geschichte von Open Science reicht bis ins Jahr 1997 zurück. Damals wurde das sogenannte „Gentechnik-Volksbegehren“, das sich gegen gentechnisch veränderte Organismen in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung wandte, von mehr als 21 Prozent der stimmberechtigten Österreicher unterzeichnet und so zu einem der erfolgreichsten Plebiszite der Zweiten Republik. Die Diskussionen im Umfeld waren von Ängsten geprägt und wurden fachlich auf sehr niedrigem Niveau geführt. „Die Menschen waren damals überhaupt nicht informiert“, erinnert sich Andrea Barta, Professorin für Biochemie an der Medizinischen Universität Wien und Sprecherin von Open Science. Als Reaktion gründete sie gemeinsam mit einigen gleichgesinnten Biowissenschaftlern, wie dem heutigen ÖGMBT-Präsidenten Josef Glößl, die Plattform „Gentechnik & Wir“, mit dem Ziel, die Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu verbessern und einen Rahmen für sachliche Diskussionen zu bieten. Aus dem losen Zusammenschluss wurde bald der Verein „Dialog Gentechnik“, dessen Mitglieder ausschließlich wissenschaftliche Gesellschaften waren, unter ihnen die Vorgängergesellschaften der ÖGMBT. Mit den Jahren erweiterte sich das Tätigkeitsfeld von der Gentechnik auf das gesamte Spektrum der Life Sciences. Man stand als Ansprechpartner für die Politik zur Verfügung, organisierte Workshops für Journalisten und unterstützte Recherchen mit wissenschaftlichem Background. Vergangenes Jahr erfolgte schließlich die Umbenennung in „Open Science“, die dem erweiterten Blickwinkel Rechnung trägt. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, den Dialog zu fördern, also Wissenschaftskommunikation, die über einseitige Informationsweitergabe hinausgeht“, so Brigitte Gschmeidler, Geschäftsführerin von Open Science. Dafür entwickelt der Verein vielfältige Projekte, die gesellschaftliche Reflexion der Auswirkungen der Wissenschaft unterstützen sollen.
Die ÖGMBT gehört auch heute gemeinsam mit anderen Vereinigungen wie der GÖCH, der Österreichischen Pharmazeutischen Gesellschaft oder der Christian-Doppler-Gesellschaft zu Trägern des Vereins. Das Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium, das Bildungsministerium sowie die Stadt Wien treten als Hauptförderer auf. „Unser Ziel ist es, zu vermitteln, was Wissenschaft ist und wie sie arbeitet“, erläutert Barta. Eine wichtige Zielgruppe sind dabei die Wissenschaftler selbst, die mit ihrer Art, an die Öffentlichkeit zu treten, für das Ankommen der Botschaften wesentlich mitverantwortlich sind. Diesem Ziel dienten unter anderem Wettbewerbe im Rahmen der ÖGMBT-Jahrestagungen, bei denen Jungwissenschaftler aufgerufen waren, eine Presseaussendung über ihre aktuelle Arbeit zu schreiben. In einer Vielzahl von Projekten wird darüber hinaus der Kontakt mit der Kunst gesucht, werden neue Arten der Vermittlung ausprobiert und wird die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft erforscht.

 


Vienna Open Lab mit erweitertem Angebot


Erfolgreichstes Kind von Open Science ist das Mitmachlabor „Vienna Open Lab“. Mehr als 31.000 Personen haben seit seiner Gründung im Jahr 2006 bei einem der Praktika mitgemacht, die auf spielerische Art Arbeitsweise und Ergebnisse von Genetik und Molekularbiologie vermitteln. Am meisten wird das Angebot von Schulklassen genutzt, die
das Experimentieren in authentischer Laborumgebung und betreut von „echten“ Jungwissenschaftlern als Ergänzung zum naturwissenschaftlichen Unterricht in Anspruch nehmen. Angebote gibt es aber für Menschen jeden Alters, vom Kindergartenkind bis zum Senior. „Wir hatten schon private Geburtstagsgesellschaften und Weihnachtsfeiern von Firmen bei uns“, erzählt Karin Garber, die das Vienna Open Lab leitet. Nun hat man einen substanziellen Erweiterungsschritt gesetzt. Mit Unterstützung von OMV, IMBA und den Ministerien wurde ein zweites Labor eingerichtet, das auch für chemische Versuche ausgerüstet ist und die Möglichkeit bietet, das Angebot auszubauen.
Derzeit ist man dabei, ein Kursprogramm aufzubauen und Chemiestudenten für die Abhaltung der Kurse zu gewinnen.

 

ÖGMBT-Jahrestagung mit besonderem Rahmenprogramm


Etwas Besonderes hat man sich für die diesjährige ÖGMBT-Jahrestagung ausgedacht, die von 15. bis 18. September in Wien stattfindet. Im Rahmenprogramm sollen Jugendliche ab dem neunten Schuljahr auch abseits der allgemeinbildenden höheren Schulen angesprochen werden, um ihnen Zukunftsperspektiven in den Naturwissenschaften aufzuzeigen. „Berufsaussichten in diesem Bereich gibt es ja nicht nur durch ein Universitäts- oder Fachhochschulstudium, sondern auch über weiterführende höhere Schulen oder Lehrlingsausbildungen, die einen
Einstieg als Fachkraft ermöglichen“, so Garber. Vielfach sind die Berufsfelder und möglichen Ausbildungswege den Jugendlichen jedoch nur wenig bekannt. In Zusammenarbeit mit dem Verein „in.come“, der Jugendcoaching zur Unterstützung beim Übergang Schule–Beruf bietet, sollen hierzu Informationen vermittelt und Gesprächsmöglichkeiten
mit Firmenvertretern und Wissenschaftlern angeboten werden. Ansprechen will man aber auch AHS- und BHS-Schüler, denen Berufsfelder und wissenschaftliche Gebiete vorgestellt werden sollen – unter Bezugnahme auf die Themen der Jahrestagung (u. a. Synthetische Biologie, Bioinformatik, Immunologie oder Allergologie). Für beide Zielgruppen wird es von Open Science betreute Mitmach-Stationen am Standort der Jahrestagung geben, bei denen experimentiert
und ausprobiert werden kann. Neben der Berufsinformation soll den Jugendlichen auch die Möglichkeit gegeben werden, „Konferenzluft zu schnuppern“ und an begleiteten Touren durch die Posterausstellung
und die Firmenausstellung teilzunehmen.

Original Kolumne 02/2014