Ein Ziel vor Augen und trotzdem beweglich bleiben

Monday, 15 April 2013 13:13
Ein Ziel vor Augen und trotzdem beweglich bleiben Das junge Unternehmen Lexogen GmbH tritt in den Markt ein. Es verfolgt das Ziel, Forscher bei der raschen Sequenzierung von Transcriptomen mit höchster Qualität – zu helfen. Mit Dr. Alexander Seitz, Gründer und CEO von Lexogen spricht DI Gisela Zechner über die Unternehmensentwicklung, persönliche Herausforderungen, den Standort Österreich sowie über Perspektiven und das Produkt.

 

life-science: Der Startschuss für den Markteintritt ist vor kurzem gefallen, was bewegt Sie jetzt am stärksten.

 

Dr. Alexander Seitz:  Vorweg – es ist nicht nur ein einziges Produkt, sondern wir haben eine ganze Produktpipeline vorbereitet. Jetzt ist für uns spannend, wie reagiert der Kunde, welche Rückmeldung bekommen wir. Während der Entwicklung ist man ja irgendwie in einem Kokon drin. Man denkt sich, man weiß, was der Kunde braucht und will. Aber jetzt ist es der Kunde selbst, der auf unseren Kit reagiert, der uns darauf anspricht.

Die Kunden sagen ja schon jetzt; „habt ihr nicht noch diese Option, habt ihr nicht noch das“

 

life-science: Wer sind Ihre Kunden?

 

Dr. Alexander Seitz:  Forscher aus dem life-science Bereich, die sich mit dem Genom beschäftigen. In unserem speziellen Fall mit der Transkription, der Abschrift der Gene. Unsere Technologie baut auf NGS Next Generation Sequencing auf. Damit können Sie hoch durchsatzfähig sequenzieren; bis zu Millionen und Milliarden Sequenzen können Sie in ganz kurzer Zeit heraus finden.

 

life-science: Wodurch unterscheidet sich Ihr Produkt[a2] von den anderen?

 

Dr. Alexander Seitz:  Wir erreichen eine Strangorientierung von 99.9 % und sind damit weit über dem, was unsere Konkurrenz anbietet. Damit sind wir am Markt einzigartig.

Hinzu kommt eine sehr hohe Usability. Sie brauchen keine weiteren Zusatzkits. Bei 8 Proben sind Sie in 4 Stunden fertig.

Sie fangen mit einer totalen RNA an und zum Schluss haben Sie eine DNA library, die Sie direkt auf Ihre Sequenziermaschine drauf geben. Dies passiert alles in einem einzigen Workflow.

 

life-science: Wo stellen Sie Ihre Kits her?

 

Dr. Alexander Seitz:  Es ist alles hier im eigenen Haus am Vienna Biocenter. Wir sind stolz darauf und es steht auch auf der Verpackung „developed and assembled in Austria“. Wir haben den Zusammenbau von den Kits räumlich streng von der Forschung und Entwicklung getrennt, damit es keine Kontaminationen geben kann. Es ist auch luffttechnisch getrennt. Die komplette Wertschöpfungskette ist hier im Haus.

 

 

life-science: Wenn Sie zurück blicken, was waren für Sie die größten Herausforderungen auf diesem Weg?

 

Dr. Alexander Seitz:  Es war ein Mix. Auch wenn es in Summe gesehen sehr gut gelaufen ist, gab es eine Anzahl von Herausforderungen zu meistern.

Allen voran die Kommunikation gegenüber den Investoren, den Stakeholdern. Wir wurden und werden von der FFG und von der AWS unterstützt, die verstehen zwar, dass es ein längerer Prozess ist, gerade im life-science Bereich, trotzdem ist es auch hier wichtig, dass man es kommuniziert und dass man natürlich auch Fortschritte zeigen muss.

 

Dann die richtigen Mitarbeiter besser gesagt „Mitstreiter“ zu finden. Ein Team aufzubauen wobei wir auf hohe Diversität geachtet haben. Am Anfang musste ich alles selber machen- war auch gut so – dadurch lernte ich alle Arbeiten im Unternehmen selbst kennen. Und als mehr Leute waren, musste ich auch abgeben können.

 

Man muss definieren, was muss der Chef entscheiden, und was können die anderen entscheiden. Und dann war es irgendwann auch schwer, aus dem Labor heraus zu gehen.

 

life-science: Wie kamen Sie überhaupt dazu ein eigenes Labor bzw. Unternehmen zu gründen?

 

Dr. Alexander Seitz:  Nach meinem Medizinstudium in Innsbruck war ich 4 Jahre in der USA in einem Labor als Post Doc tätig. Danach war ich sozusagen „Privatier“ mit eigenem Labor. Ein Unternehmer in Deutschland, der selbst nichts mit life-sciences zu tun hat, hat mir ein Labor zur Verfügung gestellt und dort konnte ich meine unabhängige Privatforschung betreiben. Dort konnte ich forschen woran ich forschen wollte. Ich habe das gemacht, was ich gedacht hatte, was wichtig ist. Dort habe ich das erste Patent entwickelt, das die Grundlage für den Start unseres Unternehmen war.

 

life-science: Was war die Motivation dieses Gönners?

 

Dr. Alexander Seitz:  Das war Mentoring und Hilfestellung geben. Er hatte selbst auch in einer Garage angefangen und er wollte mir auch eine Chance geben und hat mir eine moderne Garage zur Verfügung gestellt. Er hat nicht finanziell investiert, aber ich habe dort z.B. keine Miete gezahlt. Hab einfach dort sein dürfen und mein Einsatz war meine Zeit und mein Geld und dass ich in der Zeit auch nichts verdient habe. Da habe ich auf 16 m² gewohnt und daneben habe ich das Labor gehabt. So habe ich angefangen.

 

life-science: Wie war Ihr Start in Wien?

 

Dr. Alexander Seitz:  In Wien war der Fall, dass ich in diesem Netzwerk ganz schnell herumgereicht wurde und mir alle Informationen holen konnte, die ich gebraucht hatte. Zur Unternehmensgründung wurden wir von INiTS betreut. Die öffentlichen Stellen sind, wenn man mit ihnen korrekt kommuniziert sehr hilfreich. Sie haben gewisse requirements, die muss man erfüllen, da kann man nicht darüber diskutieren, aber wenn man normal mit den Menschen redet, dann funktioniert es auch. Da habe ich nie etwas Negatives erfahren. Die Behörden haben uns eigentlich immer geholfen, wenn sie helfen konnten.

 

life-science: Wie haben Sie Ihr Unternehmen finanziert?

 

Dr. Alexander Seitz:  Wir konnten Fördergelder von der AWS und FFG lukrieren, was uns sehr geholfen hat. Der größte Teil kommt jedoch aus einem Private Equity Investment. Das ist ein Unternehmer aus Oberösterreich, der selbst auch zu zweit eine Firma von Null weg aufgebaut hat. Das ist jetzt ein sehr großes Unternehmen in der Automatisationsindustrie.

 

life-science: Wie kamen Sie an dieses Private Equity?

 

Dr. Alexander Seitz:  Reden, reden, reden, man braucht auch überhaupt keine Angst haben, dass jemand eine Idee stiehlt. Natürlich muss man ein Patent vorher anmelden. Aber Ideen kann man ja viele haben, doch das dann durchzustehen und auch zu tun, das ist Arbeit. Und ein Investor will ja nicht diese Arbeit tun, sondern er gibt jemandem ein Geld, damit er diese Arbeit tut.

 

Es ist auch wichtig, dass man sich nicht nur auf einen allein konzentriert, sondern dass man mit mehreren Leuten spricht. Es gibt auch verschiedene Formen des Investments: Venture Capital, Business Angels, Private Equity, Verlustbeteiligungsmodelle, etc. man muss sich einfach überlegen, was ist für einen selbst das Richtige.

 

life-science: Wie geht es Ihnen in Ihrer Rolle als Manager. Sie sind von Ihrer Ausbildung her doch Wissenschafter und Forscher?

 

Dr. Alexander Seitz:  Im Management hat man mit Menschen zu tun, das ist das Schöne daran. Meine Rolle hat sich geändert, und mit allem was sich ändert verliert man etwas, aber man gewinnt auch etwas dabei. Der Gewinn ist, dass man viel gestalten kann. Es ist ein ständiges Lernen, ein Tun, man muss etwas tun, man kann das als Belastung sehen, ich sehe es als Herausforderung.

 

life-science: Worauf kommt es Ihrer Erfahrung nach an, damit ein Gründer mit seinem Team erfolgreich wird?

 

Dr. Alexander Seitz:  Es muss eine Aufgabe sein, die herausfordernd ist. Man muss ein gemeinsames Ziel haben und dieses Ziel muss auch kommuniziert sein. Das ist total schwierig, da man auch beweglich bleiben muss. Man hat sich zwar etwas vorgestellt, und sieht dann, das funktioniert so nicht, da muss man dann beweglich sein. Da muss man noch ein Metaziel finden. Warum man das macht, was man macht.

 

life-science: Was ist Ihr Metaziel?

 

Dr. Alexander Seitz:  Es steckt schon im Firmennamen drinnen, Lexogen bedeutet nichts anderes als das Wort im Gen. Und das Wort im Gen ist die RNA – das Transkript. Die Gesamtheit aller Transkripte ist das Transkriptom und das ist sehr sehr komplex. Das Metaziel ist, dass wir den Forschern helfen auf Basis der Analyse des Transkriptoms ihre Phänotypen zu entflechten. Das ist unser kleiner Beitrag zum Fortschritt der Menschheit.

 

life-science: Wir sind jetzt wieder bei den Forschern, Ihren Kunden angelangt. Wie haben Sie den Vertrieb geplant?

 

Dr. Alexander Seitz:  Wir werden auch im Vertrieb eine eigene sales force aufbauen; zumindest für die Hauptmärkte. So können wir mit dem Feed-back unserer Kunden unsere Produktpipeline weiter aufbauen und entwickeln.

Gewisse Märkte werden wir auch über Distributoren bedienen.

 

life-science: Können Sie Ihren Weg in die Selbstständigkeit auch anderen empfehlen?

 

Dr. Alexander Seitz:  Ich kann nur alle potenziellen Gründer ermutigen, ihre Ideen in Unternehmen umzusetzen. Man muss viele Dinge einfach nur tun. Nicht warten, einfach handeln. Wir Österreicher haben oft die Angewohnheit zu glauben, die anderen sind besser. Deutsche oder Amerikaner verkaufen sich nur wesentlich besser.

 

Auch ich würde vermutlich nicht hier sitzen und meine Firma gegründet haben, wäre ich nicht in den USA gewesen und hätte dort gesehen - man probiert es einfach. Man sagt sich nicht, wird schon jemand anderer machen und der wird es besser machen, sondern; „ich mach es und ich kann es besser.“ Sie trauen sich einfach mehr.

 

 

life-science: Und wenn etwas doch schief geht?

 

Dr. Alexander Seitz:  Dann versucht man herauszufinden, warum das so war, was muss man ändern, damit es nicht wieder passiert und vergisst am besten wieder dass etwas nicht geklappt hat.

 

life-science: Wie schätzen Sie die Österreichische Gründerszene ein?

 

Dr. Alexander Seitz:  Viele glauben oft, dies oder jenes darf man nicht. Man darf sehr viel, auch rechtlich, man darf viele Dinge tun, man tut sie nur nicht, weil man sich nicht traut. Ich glaube daher, dass es von den institutionellen Hürden her nicht die große Schwierigkeit ist. Außerdem, in Österreich ist man sozial so abgesichert – ich weiß nicht, in welchem Land man sich sonst trauen sollte, wenn nicht hier.

 

Ich behaupte, man kann dieses Risiko auch persönlich eingehen. Man darf natürlich nicht damit hasardieren, aber ich glaube es ist viel gefährlicher in Asien etwas zu tun als hier. Hier gibt es ein Netzwerk, hier gibt es Know-how. Es ist nicht schwierig ein Unternehmen zu gründen, es ist halt nur viel Arbeit damit verbunden.

 

 

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre Eroberung des Marktes.

 

Kontakt:

Lexogen GmbH
Dr. Alexander Seitz
Campus Vienna Biocenter 5
1030  Wien
Tel: +43 (0) 1 345 1212
E: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.
H: www.lexogen.com

 

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